Fliegende Untertassen aus Licht, Atome die einzelne Photonen aufsaugen, Farbspiele mit Laserstrahlen oder der schärfste Brennpunkt der Welt – das sind nur ein paar der Kunststücke, die Wissenschaftler am neuen Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts in Erlangen schon beherrschen oder dort austüfteln werden.
Der Senat der Max-Planck-Gesellschaft hat im Rahmen der diesjährigen Jahresversammlung beschlossen, dieses Institut zum 1. Januar 2009 zu gründen. In Zukunft werden die Forscher um die beiden Gründungsdirektoren Professor Gerd Leuchs und Professor Philip St. John Russell Licht in allen Dimensionen und Aspekten kontrollieren: in Raum, Zeit, Polarisation – das ist vereinfacht gesprochen die Schwingungsrichtung der Lichtwelle – und in seinen Quanteneigenschaften.
Photonische Kristalle und Metamaterialien im Visier
Zu diesem Zweck entwickeln und nutzen die Forscher neuartige optische Strukturen wie etwa photonische Kristalle, die Licht bestimmter Farbe reflektieren, oder plasmonische Materialien, in denen Licht und Ladungsträger auf neue Weise miteinander wechselwirken. Sie werden aber auch Metamaterialien mit ungewöhnlichen Eigenschaften erforschen. Diese können etwa eine negative Brechzahl besitzen, sodass sie sich möglicherweise für optische Tarnkappen eignen.
Das neue Institut baut auf das Max-Planck-Team „Optik, Information und Photonik“ an der Universität Erlangen auf. Die Wissenschaftler untersuchen seit 2004 grundlegende Phänomene der Physik des Lichts. „Diese Arbeiten sind wissenschaftlich ausgezeichnet“, sagte Prof. Peter Gruss, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft: „Sie werden dazu beitragen, die Informationsverarbeitung und den Datenverkehr der Zukunft zu entwickeln.“
Ein Netz für optische Forschung
Nach dem Ende der Laufzeit der Forschungsgruppe, die auf fünf Jahre befristet war und drei Abteilungen umfasste, wird nun um zwei dieser Abteilungen das Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts entstehen. Es wird weiterhin eng mit der Universität zusammenarbeiten. Nach einer Aufbauphase von vier Jahren soll es insgesamt vier Abteilungen umfassen. Insgesamt sind für das Institut 111 Planstellen vorgesehen, darunter rund 44 Positionen für wissenschaftliche Mitarbeiter.
Das geplante Institut fügt sich in ein Netz von Max-Planck-Instituten ein, deren Forschungsgebiete es berühren und ergänzen wird. Mit dem Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching ist beispielsweise eine Zusammenarbeit an photonischen Glasfasern verabredet: Professor Ferenc Krausz möchte mit Philip Russell Attosekundenpulse im Röntgenbereich erzeugen.
Mit dem MPI für Festkörperforschung in Stuttgart könnten die Erlanger Physiker gemeinsam optische Eigenschaften von Halbleitern untersuchen, mit dem MPI für Mikrostrukturphysik in Halle an Mikro- und Nano-Strukturen aus Silizium arbeiten, die interessante optische Eigenschaften besitzen, oder mit dem MPI für biophysikalische Chemie neue Methoden der Mikroskopie entwickeln.
(MPG, 01.07.2008 – DLO)