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Neurobiologie

Mit Grünem Tee gegen Alzheimer?

Substanz EGCG verhindert tödliche Plaquebildung

Eine Substanz in grünem Tee kann offenbar den tödlichen Prozess der Plaquebildung bei Parkinson und Alzheimer umkehren. Statt der giftigen Eiweißablagerungen bilden sich durch die so genannten Epigallocatechin-3-gallate (EGCG) ungiftige und damit für die Nervenzellen harmlose, kugelige Eiweißaggregate. Das haben jetzt Forscher in Versuchen im Reagenzglas und in Nervenzellmodellen festgestellt.

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Die Wissenschaftler des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch um Dr. Dagmar Ehrnhöfer und Dr. Jan Bieschke berichten über die Ergebnisse ihrer neuen Studie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Nature Structural and Molecular Biology“.

Kaskade der Proteinfehlfaltung unterbrochen

Die Substanz EGCG bindet in einer sehr frühen Phase direkt an die noch ungefalteten Eiweiße und verhindert damit, dass sich durch Fehlfaltung giftige, unlösliche Aggregate entwickeln können. EGCG unterbricht auf diese Weise die gefährliche Kaskade der Proteinfehlfaltung.

Zwar bilden sich dennoch Eiweißablagerungen, jedoch über einen anderen Mechanismus. „Sie sind aber harmlos“, betonte Bieschke. Das habe ein Test mit einem Antikörper ergeben, der toxische Aggregate erkennt. Er bindet jedoch nicht an die unstrukturierten kugelförmigen Gebilde, die nach der EGCG-Behandlung auftreten.

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Geheimnissen der „gutartigen“ Kugeln auf der Spur

Jetzt wollen die MDC-Forscher in Zusammenarbeit mit Forschern des nahegelegenen Leibniz-Instituts für Molekulare Pharmakologie (FMP) und der NMR-Spektroskopie klären, wie genau EGCG mit den schädlichen Aggregatvorstufen der Alzheimer Krankheit wechselwirkt. Auch wollen sie herausfinden, wie die „gutartigen“ Kugeln aufgebaut sind.

Proteinfehlfaltung führt in einem mehrstufigen Vorgang über die Ansammlung verschiedener Vorstufen letztlich zu gefährlichen Eiweißablagerungen. Sie sind für die Nervenzellen giftig und verursachen ihren Untergang. Proteinfehlfaltung gilt als Auslöser von Parkinson sowie der Alzheimer Krankheit und auch von Chorea Huntington.

EGCG für Entwicklung von Medikamenten wichtig?

Da EGCG an mehrere Proteine bindet, die ursächlich für verschiedene Proteinfehlfaltungserkrankungen sind, vermuten die MDC-Forscher, dass EGCG und ähnliche Substanzen für die Entwicklung von Medikamenten gegen degenerative Nervenerkrankungen sowie andere Krankheiten, bei denen sich Eiweißablagerungen bilden geeignet sind.

Erst 2006 hatte Dagmar Ehrnhöfer zeigen können, dass EGCG in einem Taufliegenmodell für Chorea Huntington die Toxizität der tödlichen Ablagerungen verringern kann.

(idw – Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch, 02.06.2008 – DLO)

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