Ödeme können verhindert werden, wenn die Glutamat-Abgabe im Gehirn gestoppt wird. Zu diesem Schluss kommen Schweizer Forscher, die in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ den Zusammenhang zwischen Hirntumoren und der Bildung von Hirnödemen nachweisen. Dies könnte ein neuer Ansatz sein, um die Sterblichkeit bei diesen Tumoren zu verringern.
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Bei der Behandlung von Hirntumoren kämpfen Ärzte häufig gegen die exzessive Flüssigkeitsansammlung im Hirngewebe, das perifokales Hirnödem genannt wird. In Nature Medicine berichten Hirnforscher der Universität Zürich in Kooperation mit Ärzten nun über den Zusammenhang zwischen Hirntumore und der Bildung von Hirnödemen.
Die Forschergruppe um Dr. Savaskan konnte zeigen, dass Hirntumore, so genannte Gliome, große Mengen des Neurotransmitters Glutamat abgeben. Dies führt zum Tod von Nervenzellen und somit zum Verlust von gesundem Hirngewebe im umliegenden Hirnbereich. Als Folge davon verschlechtert sich die Lebensqualität des Patienten und seine Überlebenszeit reduziert sich.
Neue Erkenntnisse im Tierversuch
Wenn die Glutamat-Abgabe mithilfe von Medikamenten oder genetisch mittels kleiner RNA-Moleküle blockiert wurde, blieb der Verlust von gesundem Hirngewebe aus und es bildete sich kein Ödem in Tierversuchen. Zudem verbesserten sich die Lebensqualität und der Allgemeinzustand der Versuchstiere deutlich, so die Wissenschaftler.
Diese Daten deuten auf einen potentiell neuen Therapieansatz hin, bei dem nicht das Tumorwachstum selbst mittels Chemotherapie bekämpft wird, sondern seine gewebeschädigende Wirkung auf das gesunde Gehirngewebe verhindert wird.
Bald bessere Therapien?
„Nüchtern gesehen haben diese Untersuchungen zunächst keinen unmittelbaren Einfluss auf das Überleben für Patienten“, sagt Savaskan. „Die Resultate schaffen jedoch einen besseren Einblick in die Biologie dieses Tumors.“ Bis heute haben die therapeutischen Konzepte in den letzten 40 Jahren keine Heilung oder eine deutliche Verlängerung der Überlebenszeit gebracht. Durch das neue molekulare Verständnis wäre in den nächsten Jahren eine neue und eventuell effektivere therapeutische Option denkbar.
(Universität Zürich, 02.06.2008 – DLO)