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Medizin

Mit Titankammern gegen Wunden

BO-Chamber® hilft der Wundheilungsforschung

Wundinfektionen sind ein wachsendes Problem: Immer mehr Keime entwickeln Resistenzen gegen Medikamente und können beispielsweise bei Patienten mit schweren Brandverletzungen sogar zum Tod führen.

Um mehr über die Wundheilung zu erfahren, haben Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum ein neuartiges Wundkammersystem aus Titan entwickelt. Im so genannten BO-Chamber®, lassen sich Wunden erstmals standardisiert unter natürlichen Bedingungen untersuchen.

Problematisch: krankmachende, antibiotikaresistente Bakterien

Eine Verletzung der Haut bekommt der Körper normalerweise gut in den Griff: Das Immunsystem beseitigt Erreger, neue Haut entsteht, die Wunde verschließt sich. Doch das funktioniert nicht immer so reibungslos: Infektionen können die Wundheilung empfindlich stören. Doch das Verständnis der molekularen Abwehrmechanismen der Haut und warum eine Wunde heilt und eine andere nicht, ist trotz neu entwickelter Nachweismethoden noch unzureichend. Bei Brandwunden und chronischen Wunden z. B. ist die Körperabwehr gestört und krankmachende Bakterien und Pilze können sich ungehindert in der Wunde vermehren.

Fortschritt nur mit standardisierten Tierversuchen

Fortschritte im Verständnis der Mechanismen des Immunsystems und der Wundheilung sind ohne Tierversuche undenkbar. „Nur mit standardisierten Versuchen können wir bestehende Therapieoptionen verbessern bzw. neue Therapien entwickeln, da die komplexen Zusammenhänge noch nicht ausreichend simuliert werden konnten“, so der Bochumer Mediziner Lars Steinsträßer. Mit den bisher eingesetzten Wundkammersystemen war es nur eingeschränkt möglich, infizierte Wunden zu untersuchen, da die Untersuchungsbedingungen stark variierten.

BO-Chamber: optimierte Untersuchungsbedingungen

Die neu entwickelte BO-Chamber® besteht aus einem Titanring, der binnen einer Woche in eine zuvor unter Narkose passgenau präparierte Wunde in der Haut einheilt. Die Wundkammer ist mit einem Schraubverschluss luftdicht und keimfrei abgeschlossen, so dass keine unerwünschte Infektion entsteht und das Tier keinen Schmerz spürt. Durch ein mit der BO-Chamber® verbundenes Schlauchsystem können die Forscher Wundflüssigkeit entnehmen oder Medikamente in die Wunde bringen, ohne das Tier erneut zu narkotisieren. „Dadurch, dass ein Tier problemlos mehrere Wundkammern tragen kann, sind erstmals standardisierte Vergleiche in der Wundheilungsforschung möglich, was gleichzeitig die Anzahl der benötigten Versuchstiere deutlich reduziert“, erläutert Dr. Steinsträßer die Vorteile des Systems.

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Hoffnungsträger; Hautäquivalente und Gentherapie

An neuen Therapiealternativen zur Verbesserung der Wundheilung wird zurzeit in Bochum intensiv gearbeitet. Neben der Forschung zur Entwicklung eines optimierten Hautäquivalentes versuchen die Forscher, mittels Gentherapie die Heilung von Problemwunden zu verbessern. Die bisherigen Erfahrungen mit dem Bochumer Wundkammersystem sind so viel versprechend, dass die Harvard Universität das System bereits im Einsatz hat.

(idw – Ruhr-Universität Bochum, 11.05.2004 – DLO)

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