Anzeige
Klima

Klimawandel hinterlässt Spuren in der Natur

Forscherinnen widerlegen Zweifel an Folgen der globalen Erwärmung

Birken blühen in Deutschland immer früher - zum Leidwesen vieler Allergiker. TUM-Forscherinnen konnten jetzt nachweisen, dass die frühere Blüte eine der global zu beobachtenden Folgen des weltweiten Klimawandels ist. © TUM

So genannte „Folgenskeptiker“ unter den Klimakritikern bezweifeln die vom Weltklimarat vorhergesagten Folgen des Klimawandels. Mit einer in „Nature“ veröffentlichten Meta-Analyse von 29.000 langjährigen Beobachtungsreihen zu den bisherigen Auswirkungen der Temperaturerhöhung auf Pflanzen, Tiere und menschliche Gesundheit konnten Wissenschaftlerinnen jetzt jedoch die globalen Spuren des Klimawandels in der Natur eindeutig nachweisen.

Die Erwärmung der Erdatmosphäre werde in Wirklichkeit moderat sein und kaum Auswirkungen auf Natur und Mensch haben, so äußern sich immer wieder einzelne Klimakritiker. Fast sämtliche weltweit forschenden Klimatologen sind dagegen einhellig von einer Temperaturerhöhung durch vom Menschen freigesetzte Treibhausgase und deren Folgen überzeugt.

Über die regionalen Folgen des bisherigen Temperaturanstiegs für Kontinente und Ozeane – vom Planktonvorkommen über die Gletscherschmelze bis hin zum Verhalten von Zugvögeln – berichteten bislang nur Einzelstudien, zu den globalen und kontinentalen Modellsimulationen des Weltklimarats klaffte bislang eine Lücke.

29.000 Datenreihen untersucht

Erstmals schlossen jetzt Professor Annette Menzel und Nicole Estrella vom Wissenschaftszentrum Weihenstephan der Technischen Universität München (TUM) einen großen Teil dieser Lücke – und nahmen damit den Klimafolgenskeptikern Wind aus den Segeln.

Zusammen mit einem weltumspannenden Wissenschaftlerteam untersuchten die beiden Freisinger Ökoklimatologinnen mehr als 29.000 Datenreihen aus Forschungsarbeiten zu physikalischen und biologischen Systemen, die eindeutige klimabedingte Veränderungen in den letzten Jahrzehnten aufwiesen. Die TUM-Wissenschaftlerinnen überprüften deren Übereinstimmung mit den gemessenen Temperaturänderungen – und fanden diese zu über 90 Prozent bestätigt. Global und regional stimmten die räumlichen Muster von Temperaturänderung und nachgewiesenen Änderungen in der Natur überein.

Anzeige

Mönchsgrasmücke: Umzug nach England

Damit ist jetzt zum Beispiel nachgewiesen, dass die in Deutschland heimische Zugvogelart namens Mönchsgrasmücke tatsächlich wegen des Temperaturanstiegs in Europa während des vergangenen Vierteljahrhunderts heute ihr Winterquartier lieber in England statt in Spanien aufschlägt.

Und dass nicht natürliche Klimaschwankungen, sondern der vom Menschen verursachte Klimawandel dafür verantwortlich ist, dass sich im südlichen Ozean der Krill – winzige Krebse, die Walen, Robben und Tintenfischen als Nahrung dienen – zugunsten von wärmeliebenderen, Salpen genannten Meerestierchen teilweise um mehr als tausend Kilometer in den kühlen Süden zurückgezogen hat.

Klar ist aber auch, so die Münchener Forscherinnen, dass Pflanzen der Hochalpen wie der Gletscherhahnenfuß mittlerweile konkurrierende Gesellschaft von Gewächsen aus den niederen Regionen bekommen haben.

Mensch verbreitet Ambrosia

Nicht alle beobachteten Veränderungen in der Tier- und Pflanzenwelt lassen sich allerdings eindeutig auf erhöhte Temperaturen zurückführen: Untersuchungen über die Ausbreitung der aus Nordamerika nach Europa eingeschleppten, wärmeliebenden Ambrosia-Pfanze schlossen die TUM-Forscherinnen aus ihrer Analyse aus. Denn in erster Linie wird Ambrosia wohl vom Menschen über das Körnerfutter verbreitet, mit denen Vogelfreunde ihre gefiederten Wintergäste bewirten.

(idw – Technische Universität München, 20.05.2008 – DLO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

Gezüchtete Diamanten

Erste Diamanten unter Normaldruck erzeugt

Neuer Stammbaum für die Blütenpflanzen

Könnte dieses Riesenvirus zum Heilmittel werden?

Wie lebten die Awaren?

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Meereis adé? - Erster internationaler Polartag für eine schwindende Eiswelt

Klimawandel - Bringt der Mensch das irdische Klima aus dem Gleichgewicht?

Bücher zum Thema

Eine unbequeme Wahrheit - von Al Gore, Richard Barth, Thomas Pfeiffer

Wir Wettermacher - von Tim Flannery

Der Klimawandel - von Stefan Rahmstorf und Hans J. Schellnhuber

Einführung in die Ökologie - von Wolfgang Tischler

Wetterwende - Vision: Globaler Klimaschutz von Hartmut Graßl

Atmosphäre im Wandel - Die empfindliche Lufthülle unseres Planeten von Thomas E. Graedel, Paul J. Crutzen

Top-Clicks der Woche