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Biologie

Aliens aus dem Zoogeschäft

Handel mit exotischen Tieren bedroht heimische Artenvielfalt

Exot: Gelbwangen-Schildkröte © CC 2.0

Millionen Wildtiere aus aller Welt kommen alljährlich durch den Zoohandel nach Deutschland. Entkommen sie oder werden sie ausgesetzt, kann dies weit reichenden Folgen für die heimische Natur haben: Die Eindringlinge verdrängen ihre hiesigen Artverwandten und bringen das Ökosystem aus
dem Gleichgewicht.

Die Artenschutzorganisation Pro Wildlife hat nun an die Vertragsstaaten der UN-Konvention zur biologischen Vielfalt (CBD) apelliert, mit Importverboten die Ausbreitung so genannter invasiver Arten aufzuhalten und die Heimtierbranche als Verursacher stärker in die Pflicht zu nehmen. Die 9. UN-Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) findet vom 19. bis 30. Mai in Bonn statt. 5.000 Teilnehmer aus 190 Staaten diskutieren Maßnahmen, mit denen das weltweite Artensterben gestoppt werden kann.

Kampf um Brutplätze

Die Gelbwangen-Schmuckschildkröte stammt aus Nordamerika und ist eine der meist verkauften exotischen Schildkröten in Deutschland. So hübsch diese Tiere auch sein mögen – für die heimische Natur ist ihre Ausbreitung ein Desaster. Die europäische Sumpfschildkröte ist die einzige in Deutschland heimische Schildkröte. Sie kämpft um das Überleben, weil exotische Konkurrenz wie die Schmuckschildkröte zunehmend die wenigen noch vorhandenen Brut- und Sonnenplätze besetzt.

Dies ist nur ein Beispiel von vielen gebietsfremden Arten, die durch den Handel eingeschleppt wurden. Nur für wenige Arten wie die Rotwangeschildkröte hat die Europäische Union ein Importverbot erlassen. Die meisten nicht geschützten Tiere dürfen nach wie vor frei gehandelt werden.

Händler in die Pflicht nehmen

Sandra Altherr von Pro Wildlife sieht diese Entwicklung mit Besorgnis: „Es ist an der Zeit, dass mit den Exotenhändlern Verursacher zu Verantwortung gezogen werden. Bislang beschränkt sich der Beitrag der internationalen Heimtierbranche auf die Empfehlung, keine Tiere auszusetzen“, so die Biologin. „Dabei wäre es dringend nötig, dass der Zoohandel verpflichtet wird, über die Risiken aufzuklären und sich am Ausgleich entstandener ökologischer Schäden finanziell zu beteiligen.“ Der Zentralverband Gartenbau hat erst kürzlich eine Selbstverpflichtung zum Schutz vor invasiven Pflanzenarten verabschiedet.

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Maßnahmen gegen invasive Arten

Auch die Staatengemeinschaft muss handeln: Der Wissenschaftsausschuss der CBD (SBSTTA) empfiehlt den Vertragsstaaten, dass sie konkrete Maßnahmen vorstellen, mit denen die Risiken bekämpft werden können, die durch den Import gebietsfremder Arten entstehen. „Die CBD-Staaten müssen Importbeschränkungen für Arten mit invasivem Potenzial erlassen und ausweiten. Hier ist vor allem die Europäische Union als einer der wichtigsten Absatzmärkte gefragt“, so die Pro Wildlife Sprecherin abschließend.

(Pro Wildlife e.V., 15.05.2008 – NPO)

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