Über Geschmack lässt sich streiten, einerseits. Andererseits gibt es universale Gestaltungsprinzipien wie den Goldenen Schnitt, auf die wir uns verständigen können. Warum aber finden wir ein Gedicht oder eine Arie, ein Bild oder auch ein Auto schön? Darüber gibt es nicht viel mehr als Vermutungen – bisher. Denn Wissenschaftler auf dem 12. Berliner Kolloquium der Gottlieb Daimler- und Karl Benz-Stiftung suchen jetzt nach einer Formel für das ästhetische Maß und diskutieren dabei auch Gesetzmäßigkeiten in Sachen Schönheit.
„Was bislang fehlt, ist eine empirische Untersuchung der ästhetischen Eigenschaften, also die Suche nach Argumenten, die die Ästhetik eines Objektes wissenschaftlich begründen – genauso wie Gesetzmäßigkeiten anderer Gegebenheiten unserer Welt“, sagt Wolfgang Klein, Sprachwissenschaftler am Max-Planck-Institut für Psycholinguistik im niederländischen Nijmegen.
Das Gestaltungsprinzip des Goldenen Schnitts wird in den bildenden Künsten genauso angewandt wie zum Beispiel in der Architektur oder beim Bau von Musikinstrumenten. Der US-Mathematiker George David Birkhoff entwickelte 1933 eine Formel für das ästhetische Maß. Auf dem neuen Gebiet der Attraktivitätsforschung wurden Hypothesen darüber aufgestellt, warum uns welches Gesicht als schön erscheint. Aber „das, was bislang an universellen ästhetischen Gestaltungskriterien gefunden wurde, ist recht trivial“, gibt Klein zu bedenken.
Ansätze gemeinsam diskutieren
Das 12. Berliner Kolloquium der Gottlieb Daimler- und Karl Benz-Stiftung, das am 7. Mai 2008 in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung stattfindet, bringt nun erstmals Experten aus Musik-, Literatur- und Kunstwissenschaft, Mathematik, Psychologie und der Neurowissenschaft sowie dem Produktdesign zusammen, um die vereinzelten Ansätze einer empirischen Untersuchung ästhetischer Gesetzmäßigkeiten zu bündeln und gemeinsam zu diskutieren.
Auch in der Medizin spielen Forschungsergebnisse dieser Disziplinen eine wichtige Rolle – etwa für die patientenspezifische mathematische Operationsplanung in der Plastischen Chirurgie.
(MPG, 06.05.2008 – DLO)