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Ökologie

Insekten nutzen Pflanze als Telefon

Unterirdische Schädlinge senden „Besetzt“-Signal an Blattfresser

Ackersenf als Insektentelefon © Teun Spaans/ GFDL

Insekten, die als Schädlinge an den Wurzeln von Pflanzen leben, können mit ihren oberirdischen, blattfressenden Kollegen kommunizieren: Sie nutzen die Pflanze selbst als „Telefonleitung“ um chemische Signale bis in die Blätter zu senden. Durch das „Besetzt“-Signal wird eine unnötige Konkurrenz zwischen den Schadinsekten vermieden.

Insekten, die die Blätter von Pflanzen befallen, bevorzugen – verständlicherweise – Exemplare, die gesund sind und nicht schon von anderen Schädlingen befallen. Sitzen die anderen Schädlinge ebenfalls auf den Blättern, ist es einfach, sich aus dem Wege zu gehen. Was aber, wenn die Konkurrenz unterirdisch, beispielsweise an den Pflanzenwurzeln, wirkt? Genau das haben jetzt Forscher um die Biologin Roxina Soler vom Niederländischen Institut für Ökologie (NIOO-KNAW) untersucht.

Nach oben telefonieren…

Tatsächlich stießen sie auf einen Mechanismus, der sicherstellt, dass sich die verschiedenen Schädlinge nicht unnötig Konkurrenz machen. Die unterirdisch lebenden Insekten nutzen die Leitungsbahnen der Pflanze quasi als Telefonleitung: Über sie schicken sie chemische Signale in die Blätter, die dann von den Blatt fressenden Insekten als Warnung wahrgenommen werden. Dadurch können sie gezielt bereits befallene und damit geschwächte Pflanzen vermeiden.

„Grünes Telefonieren“ © Netherlands Organization for Scientific Research

Über diese “grünen Telefonleitungen” können die unterirdischen Insekten auch mit einem Dritten im Bunde kommunizieren: Parasitische Schlupfwespen legen ihre Eier in die Raupen blattfressender Insekten. Auch sie können die chemischen Signale der Wurzelschädlinge erspüren und daraus indirekt auf die Präsenz von Beute in Form von Insektenraupen schließen.

Ob diese Kommunikation von unterirdischen zu oberirdischen Insekten weit verbreitet ist oder nicht, ist bisher unklar. Bisher wurde es erst an wenigen Systemen untersucht. Ausgeschlossen wäre jedoch nicht, dass dieses „grüne Telefonieren“ häufiger ist als angenommen, so die Forscher.

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(Netherlands Organization for Scientific Research, 24.04.2008 – NPO)

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