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Neurobiologie

Gehirn: „Schublade“ alter Erinnerungen entdeckt

Teil der Großhirnrinde in Mäusehirnen entscheidend

Wissenschaftler der University of California haben entdeckt, wie das Gehirn alte Erinnerungen wieder aufrufen kann. Sie konnten nachweisen, dass dieser Vorgang durch den so genannten Anterioren Cingulären Cortex kontrolliert wird.

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Die Forscher hoffen, dass diese Entdeckung zu neuen Behandlungsformen für Alzheimer und andere Demenzerkrankungen führt. Die Forschungsergebnisse wurden in dem Fachmagazin Science veröffentlicht.

Es war bekannt, dass der Hippocampus frische Erinnerungen verarbeitet. Es war auch bekannt, dass er diese Information nicht permanent speichert. Nicht bekannt war, wie das Gehirn Erinnerungen abrufen kann, die Jahre zurückliegen. Das Forscher-Team schuf deshalb Mäuse mit einer mutierten Form des Gens Kinase II, das die Fähigkeit alte Erinnerungen aufzurufen zerstört. Die Tiere wurden auf das Wiedererkennen eines Käfigs hin trainiert. Ihre Erinnerung wurde in der Folge nach einem, drei, 18 und 36 Tagen getestet. Die Mäuse erkannten nach dem Training den Käfig bis zu drei Tage lang. Später zeigten sie keine Anzeichen eines Wiedererkennens.

Frühere Forschungen legten nahe, dass der Kortex eine Rolle bei der Speicherung und dem Wiederabrufen von älteren Erinnerungen spielt. Die Wissenschaftler testeten diese Theorie mit bildgebenden Verfahren zur Darstellung der normalen Aktivität eines Mäusecortex während des Gedächtnistests. Kein Teil des Cortex wurde aktiviert, als der Käfig den Tieren einen Tag nach dem Training gezeigt wurde. Sahen die Tiere den Käfig 36 Tage nach dem Training aktivierten die Bilder den Anterioren Cingulären Cortex. Im Gegensatz dazu wurde dieser Bereich bei den gentechnisch veränderten Tieren während dieser Test nie aktiviert.

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In einem weiteren Experiment erhielten normale Mäuse eine Injektion mit einem Medikament, das den Anterioren Cingulären Cortex vorübergehend deaktivierte. Die Erinnerung der Tiere an den Käfig wurde dadurch nach einem und drei Tagen nicht beeinträchtigt, jedoch am 18. und 36. Tag. Der leitende Wissenschaftler Alcino Silva geht laut BBC davon aus, dass der Anteriore Cinguläre Cortex die Signale alter Erinnerungen aus den verschiedenen Bereichen des Gehirns zusammensetzt. Eine Demenz könnte demnach durch eine Störung dieses Vorgangs verursacht werden.

(Pressetext Europe, 10.05.2004 – DLO)

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