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Klima

Neues zum Klimawandel in Deutschland

Jahr 2007 war Vorgeschmack

Das Jahr 2007 war ein Vorgeschmack auf das Klima der Zukunft – das ist ein Ergebnis neuer Analysen des Deutschen Wetterdienstes (DWD), die auf der jährlichen Klima-Pressekonferenz in Berlin vorgestellt wurden. Jetzt müsse auf zukünftige Klimafolgen reagiert werden – national und international.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist die globale Jahresmitteltemperatur um gut 0,7 Grad gestiegen. In Deutschland waren es sogar 0,9 Grad. Dieser Anstieg erfolgte nicht gleichmäßig, sondern hat sich in den vergangenen 50 Jahren beschleunigt. Damit stellt sich immer dringender die Frage, auf welche klimatischen Folgen sich die einzelnen Regionen einstellen müssen.

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„Die Frage nach dem Ja oder Nein des Klimawandels hat sich erledigt. Die Veränderung des Klimas ist Teil unseres Alltags. Jetzt kommt es darauf an, alle Kräfte und Erkenntnisse zu bündeln, um die Folgen des Klimawandels in den Griff zu bekommen.“ Das erklärte Wolfgang Kusch, Präsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD), bei der jährlichen Klima-Pressekonferenz des nationalen Wetterdienstes in Berlin. Das Klimasystem kenne keine nationalen Grenzen. Kusch: „Mein Eindruck ist, dass endlich auch bei Entscheidungen über die Anpassung an die Klimaveränderung globales Denken und Handeln voran kommt. Internationale Kooperationen sind unsere einzige Chance, wirkungsvolle Anpassungsstrategien umzusetzen.“

2007 als Vorgeschmack für unsere Klimazukunft

Das Jahr 2007 gehört mit einer weltweiten Mitteltemperatur von 14,4 Grad Celsius (°C) zu den zehn wärmsten seit 1860. In Deutschland war es mit 9,9°C das zweitwärmste Jahr seit Beginn der deutschen Messreihen 1901. Nach Berechnungen des DWD hat allein das Jahr 2007 für Deutschland den Trend des Anstiegs der Jahresmitteltemperatur seit 1901 von 0,86 auf 0,93 Grad erhöht.

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Der DWD hat ein weiteres Extrem erfasst: In den zwölf Monaten von September 2006 bis August 2007 lag in Deutschland die Monats- durchschnittstemperatur immer über den Klimamittelwerten. Das Temperaturmittel dieser zwölf Monate betrug 10,7°C und lag damit 2,5 Grad über dem langjährigen Jahresdurchschnitt. Kusch: „Wir alle hatten damit die Gelegenheit, unsere Klimazukunft schon mal

live zu erleben. Solche Temperaturen werden Ende des 21. Jahrhunderts in Deutschland die Regel sein.“

Mehr Hitzetage im Sommer

Der DWD hatte 2007 begonnen, die für Deutschland vorliegenden Klimaszenarien – zwischen deren Prognosen erhebliche Unterschiede bestehen – systematisch auszuwerten. Kusch: „Wir sind dabei, die unterschiedlichen Szenarien und regionalen Modellrechnungen so zu verdichten, dass die Spannbreite der zu erwartenden Klimaänderungen bestimmt und damit unsere Klimaberatung verbessert

werden kann.“

So haben die bisherigen Analysen zum Beispiel ergeben, dass die Jahresmitteltemperatur in Deutschland bis zum Jahr 2100 zwischen 2,0 und 4,0 Grad steigen wird – verglichen mit der Klimaperiode 1971 bis 2000. Eine Folge wird, so die Berechnungen des DWD, eine deutliche Zunahme der jährlichen Sommertage mit einem Tagesmaximum von mindestens 25°C und der heißen Tage mit

mindestens 30°C sein. In einzelnen Regionen könne es sogar zu einer Verdopplung kommen. Kusch: „Wenn es künftig so viel mehr Sommertage und heiße Tage gibt, wird das Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen in Deutschland haben.“

Neues Hitzewarnsystem

Der DWD erwartet deshalb, dass sich die Menschen in Deutschland künftig im Sommer tagsüber mehr in Gebäuden aufhalten. Um die dann auftretenden Belastungen zu erfassen, wird der DWD sein bundesweites Hitzewarnsystem erweitern und künftig auch die Wärmebelastung für Innenräume vorhersagen. Ein weiteres Ergebnis der Auswertung regionaler Klimaszenarien sei, dass aufgrund

der Temperaturzunahme bis 2100 deutschlandweit mit einem deutlichen Rückgang des Heizenergiebedarfs zu rechnen ist. Kusch: „Allerdings müssen wir uns darauf einstellen, dass wir im Sommer dann auch mehr Energie zum Kühlen von Gebäuden benötigen.“

In Deutschland rückt die ‚Klima-Community’ enger zusammen. Zu den wichtigsten Kooperationen gehöre die neue Behördenallianz von Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Technischem Hilfswerk (THW), Umweltbundesamt (UBA) sowie DWD. Ziel dieser Kooperation sei, der Bundesregierung und den Katastrophenschutzbehörden aus einer Hand zuverlässige und wissen- schaftlich abgesicherte Aussagen zu den Klimatrends und deren Folgen zu vermitteln. Kusch: „Praxisorientierte Politikberatung ist eine zentrale Aufgabe des Deutschen Wetterdienstes. Unsere Fakten zum Klima ermöglichen Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Öffentlichkeit zu entscheiden, wie Deutschland sich an den Klimawandel und seine Auswirkungen anpassen muss.“

(DWD, 17.04.2008 – NPO)

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