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Auf Unwetter eingestellt

Das Warnmanagement des Deutschen Wetterdienstes

Das dreistufige Warnsystem des DWD © DWD

Stürme, Hochwasser, Starkregen: Naturkatastrophen fordern immer wieder Todesopfer und richten schwere Sachschäden an. Um solche Folgen nach Möglichkeit zu verhindern und Bevölkerung und Industrie zu schützen, geben Wissenschaftler vor drohenden Unwettern detaillierte Warnungen heraus. Doch wie erkennen Meteorologen eigentlich kritische Wettersituationen? Wann kommt es zu einem „Alarm“? Und wie gelangen die Warnungen schließlich in unsere Wohnzimmer?

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„Bei kritischen Wetterbedingungen, die zu einer Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung führen können, ist der Deutschen Wetterdienst (DWD) per Gesetz verpflichtet entsprechende Meldungen zu verbreiten“, erklärt der DWD-Wissenschaftler Gerhard Steinhorst.

Um dafür gerüstet zu sein, hat der DWD ein dreistufiges Warnsystem eingerichtet, das aus Frühwarninformationen, Vorwarnungen und den eigentlichen Wetter- bzw. Unwetterwarnungen besteht. Diese Mehrstufigkeit stellt sicher, dass mit dem Heranrücken des gefährlichen Ereignisses die Informationen immer detaillierter und genauer werden.

Das Frühwarnsystem

Die erste Stufe, das Frühwarnsystem, nutzt dabei die Ergebnisse von so genannten numerischen Vorhersagemodellen. Sie laufen auf Supercomputern und umfassen die nächsten zwei bis sieben Tage. Neben den hauseigenen Prognosen berücksichtigt der DWD für seine Frühwarninformationen auch Resultate anderer nationaler Wetterdienste und die des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersagen.

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Und für ausgewählte Wetterparameter ziehen die Meteorologen zudem so genannte Ensemble-Vorhersagen hinzu. „Diese fassen die unterschiedlichen Ergebnisse einer Vielzahl von rechnergestützten Wettervorhersagen zusammen und liefern beispielsweise Eintrittswahrscheinlichkeiten für das Überschreiten von Schwellenwerten bei Regen oder anderen Niederschlägen“, erläutert Steinhorst.

Liegen schließlich Erkenntnisse über mittelfristig drohende Unwetter vor, werden sie vom DWD jeweils in Berichtsform als „Wochenvorhersage Wettergefahren“ für den vorbeugenden Katastrophenschutz und die Öffentlichkeit bereitgestellt.

Die Vorwarnungen

Zwölf bis 48 Stunden vor dem drohenden Unwetter tritt dann die zweite Stufe des Warnsystems in Aktion. Jetzt werden konkrete Vorwarnungen auf der Basis der numerischen Wettervorhersagen – dieses Mal für einen zeitlich näher liegenden Zeitraum und damit treffsicherer – sowie der daran angeschlossenen statistischen Verfahren (Postprocessing) erstellt.

Ergebnis sind so genannte Warnlageberichte, in denen die drohende Situation schon ziemlich präzise und ausführlich beschrieben ist. Bei großräumigen, nicht konvektiven Wetterereignissen (Orkane, Starkniederschläge, Glättewarnungen etc.) werden dann so genannte Vorwarnungen zu kommenden Unwetterwarnungen herausgegeben.

Aktuelle Warnungen

Die dritte Stufe innerhalb des Warnmanagementsystems umfasst die detaillierten landkreisbezogenen aktuellen Warnungen, die bis maximal zwölf Stunden vor dem Warnereignisses erscheinen. „In diesem Kürzestfrist- und Nowcasting-Zeitbereich sind die aktuellen meteorologischen Messdaten besonders wichtig. Dazu gehören so genannte synoptische Daten der Wetterwarten wie zum Beispiel aktuelle Windwerte, stündliche Niederschlagsdaten oder Gewittermeldungen und die Informationen von Satelliten-, Radar- und Blitzortungssystemen“, sagt Steinhorst.

Für das Nowcasting, das heißt die Vorhersage für die bevorstehenden zwei Stunden, kommen Verfahren zum Einsatz, die auf Messdaten, Modellergebnissen und statistischem Postprocessing beruhen.

Die DWD-Warnkarte im Internet © DWD

Warnungen für Vorsorge- und Schutzmaßnahmen

Verteilt werden die so erstellten Warnungen schließlich per Internet (unter anderem http://metportal.dwd.de), Fax-Abruf, SMS, E-Mail und in Einzelfällen auch telefonisch. Bei der Information der breiten Öffentlichkeit ist der DWD dabei auf die freiwillige Hilfe von Hörfunk und Fernsehen angewiesen.

Zu den für den DWD wichtigsten Abnehmern der Warnungen gehören die Behörden und Einrichtungen des Katastrophenschutzes in Bund und Ländern, die Technischen Hilfsdienste und die Polizei sowie die Feuerwehren. Für letztere hat der DWD sogar ein Internet-basiertes Informationssystem namens FeWIS entwickelt, das die Warnungen kompakt und nach individuellen Gesichtspunkten ausgibt.

Zu den Schlüsselkunden zählen aber auch die Hochwasserzentralen der Länder, die bereits ab dem Bereich der Frühwarnung durch den DWD im Rahmen des vorbeugenden Hochwasserschutzes versorgt werden: Meteorologische Daten, Modellergebnisse, spezielle Produkte und Warninformationen bilden im Katastrophenfall die Grundlage für die Hochwasserberechnungen der Landesbehörden und die daraus abgeleiteten Schutzmaßnahmen für Bevölkerung, Verwaltungen und Industrie.

„Nicht zuletzt ist dem DWD aber auch die Information der breiten Öffentlichkeit über bevorstehende Wettergefahren besonders wichtig“, betont Steinhorst.

Für die Zukunft gewappnet

Damit der DWD auch für die Zukunft gerüstet ist, arbeiten die Wissenschaftler und Ingenieure ständig an der Verbesserung ihres Warnsystems. Dies betrifft etwa die numerischen Wettervorhersagemodelle, mit denen die atmosphärischen Vorgänge immer genauer simuliert werden können, aber auch spezielle meteorologische Prognoseverfahren.

„Darüberhinaus werden Systeme eingeführt, die die zunehmende Datenflut auf warnrelevante Informationen hin analysieren und bei Überschreitung eines Schwellenwertes automatisch einen Warnvorschlag generieren“, so Steinhorst.

Doch damit nicht genug. Auch die Präsentation der Warnprodukte wird nutzergerecht weiterentwickelt. Auf diese Weise kann der DWD auch in Zukunft den wachsenden Nutzeranforderungen entsprechen und seinen Beitrag zur Bewältigung von Unwettern leisten.

Links:

Deutscher Wetterdienst

(Gerhard Steinhorst, Deutscher Wetterdienst, 11.04.2008 – DLO)

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