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Mathematik

Communicator-Preis 2008 für Berliner Mathematiker

Günter M. Ziegler erhält 50.000 Euro für herausragende öffentliche Vermittlung der Mathematik

Günter M. Ziegler © S. Böck/TU Berlin

Der Mathematiker Günter M. Ziegler erhält in diesem Jahr den Communicator-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. Der Professor an der Technischen Universität (TU) Berlin wird damit für die herausragende öffentliche Vermittlung seiner Forschungsarbeiten in der Diskreten Mathematik und für seine erfolgreichen Bemühungen um ein neues, frisches Bild der Mathematik in der Öffentlichkeit ausgezeichnet.

Mit dem Communicator-Preis werden Wissenschaftler geehrt, die ihre Forschungsarbeiten und Fachgebiete einem breiten Publikum vielfältig, originell und kreativ nahebringen und sich darüber hinaus um den immer notwendigeren Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft verdient machen.

Begeisterung für die Mathematik wecken

„Ich verstehe den Communicator-Preis im Jahr der Mathematik als eine Auszeichnung nicht nur für mich“, sagte Ziegler. „Ausgezeichnet werden meiner Meinung nach auch alle gemeinsamen und vielfältigen Aktivitäten der ‚Mathemacher‘ in Berlin und im ganzen Land: Das Redaktionsbüro Mathematik hier an der TU Berlin, das Medien und breite Öffentlichkeit mit spannenden Mathethemen versorgt, Kollegen wie Ehrhard Behrends von der FU Berlin, der eine Ausstellung am Deutschen Technikmuseum koordiniert und sonntags Mathematik-Matinéen an der Berliner Urania abhält, das DFG-Forschungszentrum Matheon, das Redakteure von Schülerzeitungen trainiert und einen Adventskalender mit Mathematikaufgaben entwickelt hat, und zahllose weitere originelle Veranstaltungen von vielen verschiedenen Akteuren in ganz Deutschland.“

„Günter M. Ziegler versteht es auf ansprechende Art und Weise, seine Begeisterung für die Mathematik an die Öffentlichkeit weiterzugeben. Neben seinen exzellenten Erfolgen in der Forschung reiht sich der Communicator-Preis in die lange Liste von Auszeichnungen und Preisen an Günter M. Ziegler würdig ein. Er steht für einen neuen Typ von Wissenschaftler, der der Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit eine hohe Priorität einräumt. Seine Aktivitäten im Jahr der Mathematik sind ein hervorragendes Beispiel hierfür. Ich gratuliere von ganzem Herzen meinem Fachkollegen und bin auf seine nächsten kommunikativen Pläne sehr gespannt“, so Professor Kurt Kutzler, Präsident der TU Berlin.

Einer von 51 Kandidaten

Gekürt wurde Ziegler von einer Jury aus Wissenschaftsjournalisten, Kommunikations- und PR-Fachleuten. In diesem Jahr hatten sich 51 Forscherinnen und Forscher aus allen Gebieten um den Preis beworben oder waren für ihn vorgeschlagen worden, fast doppelt so viele wie 2007. Das Niveau der Bewerbungen und Vorschläge war ausgesprochen hoch. 13 Kandidatinnen und Kandidaten kamen in die engste Wahl, in der sich schließlich Ziegler durchsetzte.

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Mit dem 44-jährigen Professor am Institut für Mathematik der TU Berlin wird ein junger und unkonventioneller Wissenschaftler ausgezeichnet, der nach Einschätzung der Jury die Außendarstellung und Außenwahrnehmung der noch immer oft verkannten und ungeliebten Mathematik erfolgreich verändert. Ziegler erhält den Preis im „Jahr der Mathematik“, das er als Präsident der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV), mit dem von ihm initiierten Redaktionsbüro Mathematik und mit hohem persönlichem Engagement wesentlich mitgestaltet.

Dies gab jedoch nicht den Ausschlag für die Auszeichnung, wie die Jury betonte. Vielmehr sei Ziegler auch ohne dieses Großereignis ein würdiger Preisträger.

„Mathe-Quiz“ und „Science Café“

Tatsächlich geht der Berliner Mathematiker bereits seit rund zehn Jahren von sich aus aktiv auf Öffentlichkeit und Medien zu, um die Bedeutung der Mathematik und der von ihm vertretenen Diskreten Geometrie verständlich zu machen. Dafür nutzt er ebenso ungewöhnliche wie wirksame Formen und Formate, die teilweise von ihm erst entwickelt worden sind. Besonderen Erfolg haben Zieglers „Mathe-Quiz“ und sein „Science Café“, in dem Mathematiker mit Vertretern anderer Wissenschaften über Gott und die Welt reden. Veranstaltungen wie diese mit oft mehreren Hundert Zuhörern stehen neben zahlreichen Zeitungs- und Zeitschriftenbeiträgen und -kolumnen sowie Hörfunk- und Fernsehauftritten.

Sehr öffentlichkeitswirksam ist auch Zieglers Engagement als Wissenschaftsorganisator, vor allem in der Deutschen Mathematiker-Vereinigung, so die Jury. Von 1997 bis 2000 war er Herausgeber der „DMV-Mitteilungen“, die unter seiner Ägide von einer nüchternen Mitgliederzeitschrift zu einem spannenden Magazin wurden. Zieglers eigene Kolumne in den DMV-Mitteilungen, die in bislang 25 Folgen Phänomene der „Mathematik im Alltag“ behandelte, hat auch weit außerhalb des Faches eine große Fangemeinde und erscheint inzwischen auch als Internet-Science-Blog.

Seit 2006 ist Ziegler Präsident der Mathematiker-Vereinigung und baut auch als solcher neue Strukturen bei der Präsentation seines Faches in der Öffentlichkeit auf, etwa mit einem DMV-Abitur-Preis für Schülerinnen und Schüler.

„Buch der Beweise“

Mit dem – gemeinsam mit Martin Aigner verfassten – „Buch der Beweise“ ist Günter M. Ziegler schließlich sogar ein internationaler Wissenschaftsbestseller gelungen. In ihm werden wichtige Sätze der Mathematik so anschaulich dargestellt, dass auch der Laie Freude an der mathematischen Argumentation gewinnt und die Faszination dieser Wissenschaft erkennt. Vor zehn Jahren zunächst auf Englisch erschienen, hat das Buch der Beweise inzwischen eine Auflage von mehr als 40.000 Exemplaren und ist in zehn Sprachen übersetzt.

Diese Vermittlungsleistungen machen Ziegler nach Ansicht von DFG und Stifterverband geradezu zu einem prototypischen Kommunikator. „Mathematik kann man auch als Laie nie genug haben, denn sie ist unerlässlich für das Verständnis der Welt“, sagte der Präsident des Stifterverbandes, Arend Oetker, anlässlich der Bekanntgabe des Preisträgers. DFG-Präsident Professor Matthias Kleiner hob hervor, „dass Zieglers Engagement als Wissenschaftsvermittler eng verknüpft ist mit seinen herausragenden

wissenschaftlichen Leistungen“. Für diese erhielt der schon mit 24 Jahren am Massachusetts Institute of Technology (MIT) promovierte und mit 32 Jahren zum Professor berufene Mathematiker 2001 den Gottfried Wilhelm-Leibniz-Preis der DFG, die bedeutendste Auszeichnung für Forscher in Deutschland.

Als Mitglied der „Berlin Mathematical School“ und des DFG-Forschungszentrums Matheon steht Ziegler auch heute für mathematische Forschungen auf höchstem Niveau.

Communicator-Preis zum neunten Mal verliehen

Ziegler ist der neunte Wissenschaftler, der den Communicator-Preis erhält. Unter den bisherigen Preisträgern waren unter anderen der Astrophysiker Harald Lesch, der Katholische Theologe Hubert Wolf sowie der Paläobiologe und Afrikaforscher Friedemann Schrenk. Im vergangenen Jahr wurde mit der Arbeitsgruppe Glaziologie am Bremerhavener Alfred- Wegener-Institut erstmals ein Wissenschaftlerteam ausgezeichnet.

Verliehen wird der Communicator-Preis am 3. Juli in Leipzig im Rahmen des diesjährigen Wissenschaftssommers von DFG-Präsident Kleiner und Stifterverbands-Präsident Oetker. Das Preisgeld stammt vom Stifterverband, in dem sich mehr als 3.000 Unternehmen und Privatpersonen für die Förderung der Wissenschaft und deren Austausch mit der Öffentlichkeit engagieren.

(idw – Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)/Technische Universität Berlin, 09.04.2008 – DLO)

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