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Medizintechnik

Schwanger trotz Unfruchtbarkeit nach Krebs?

Erfolgreiche Wiedereinpflanzung von tiefgefrorenem Eierstockgewebe gelungen

Replantation von Eierstockgewebe durch Prof. Dr. Matthias W. Beckmann (rechts im Vordergrund) © Universtitätsklinikum

Hoffnung für krebskranke Frauen mit Kinderwunsch: Ärzte entnahmen einer Krebs-Patientin vor einer intensiven Chemotherapie und Bestrahlung per Bauchspiegelung Eierstockgewebe. Dieses Gewebe wurde mit einem speziellen Verfahren so schonend eingefroren, dass es nach Ende der Krebsbehandlung aufgetaut und der durch die Krebstherapie unfruchtbar gewordene Patientin voll funktionsfähig zurück verpflanzt werden konnte.

„Jetzt kann die Patientin wie jede andere Frau schwanger werden“, sagte Professor Dr. Matthias W. Beckmann vom Universitätsklinikum Erlangen. Weltweit ist eine erfolgreiche Schwangerschaft nach der Retransplantation von Eierstockgewebe bislang nur in drei reproduktionsmedizinischen Zentren in Israel und Belgien geglückt. In der aktuellen Ausgabe des Deutschen Ärzteblattes berichten die Wissenschaftler über die „Erste Retransplantation von kryokonserviertem ovariellem Gewebe nach Krebserkrankung in Deutschland“.

17.000 Frauen erkranken an Krebs – jedes Jahr

Rund 17.000 Frauen im Alter von bis zu 45 Jahren erkranken in Deutschland jedes Jahr an Krebs. Moderne Behandlungen von bösartigen Krebserkrankungen haben die Überlebensrate der Krebspatientinnen deutlich erhöht, führen aber oft zur Unfruchtbarkeit. Eine viel versprechende Möglichkeit für krebskranke Frauen mit Kinderwunsch ist nach Ansicht der Erlanger Forscher die so genannte Kryokonservierung von Eierstockgewebe (ovarielles Gewebe).

Bei dem deutschlandweit in Erlangen erstmals angewendeten Verfahren wurde einer Patientin aus Franken vor einer Chemo- und Bestrahlungstherapie per Bauchspiegelung Eierstockgewebe entnommen. Das Gewebe wurde anschließend schonend eingefroren und in flüssigem Stickstoff bei minus 196 Grad Celsius gelagert (Kryokonservierung).

Nach Abschluss der Krebstherapie wurde rund 2,5 Jahre später das Gewebe langsam aufgetaut und der Frau retransplantiert. Das Gewebe wurde wieder hormonell aktiv, und es konnte ein regelrechtes Follikelwachstum mittels Ultraschall festgestellt werden. Schließlich berichtete die Patientin über ihre erste spontane Regelblutung.

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Eierstockfunktion von Krebspatientinnen wiederherstellbar

Mittlerweile will die Patientin schwanger werden. „Ihre Chancen stehen genauso gut oder schlecht, wie bei jeder gesunden Frau“, sagte Beckmann. „Unsere Forschungsarbeit zeigt eindeutig, dass es möglich ist, die Eierstockfunktion von Krebspatientinnen wieder herzustellen. Das ist ein Hoffnungszeichen für zahlreiche Frauen.“

Beckmann forderte zudem: „Krebskranke Frauen im gebährfähigen Alter müssen vor Therapiebeginn auf die neue Möglichkeit, ihre Fruchtbarkeit zu erhalten, hingewiesen werden.“

Während die gut etablierte Methode der Kryokonservierung von Samenzellen in Deutschland flächendeckend von zahlreichen reproduktionsmedizinisch tätigen Zentren angeboten wird, ist die Durchführung fruchtbarkeitserhaltender Maßnahmen bei der Frau wesentlich komplexer und wird überwiegend nur in wenigen universitären Zentren angeboten, obwohl der Bedarf groß ist.

(idw – Universität Erlangen-Nürnberg, 08.04.2008 – DLO)

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