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Neurobiologie

Wer schläft, lernt besser

Schon ein kurzer Schlaf hat positive Auswirkungen auf das Gedächtnis

Warum Menschen schlafen müssen, das ist nach wie vor nicht ganz geklärt. Die Hypothese, dass Schlaf dazu dient, Informationen besser zu speichern, wurde jedoch nun von Wissenschaftlern erneut bestätigt. In der Zeitschrift „Journal of Sleep Research“ veröffentlichten sie die Ergebnisse zweier Experimente, die zeigen, dass schon kurze Schlafphasen das Gedächtnis fördern.

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„Nur erwachsene Menschen haben diesen monolithischen Schlafblock. Aber das ist die Ausnahme“, erklärt Olaf Lahl, der gemeinsam mit seinen Kollegen Christiane Wispel, Bernadette Willigens und Professor Reinhard Pietrowsky vom Institut für Experimentelle Psychologie der Heinrich-Heine- Universität die Experimente durchführte. „Die meisten Tiere, und zum Beispiel auch Säuglinge, sind polyphasische Schläfer, das heißt sie schlafen öfter und kürzer.“

Die Aufnahme und die Speicherung von neuem Wissen sind dabei gerade im Säuglingsalter enorm hoch. Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass sich kurze Schlafphasen auch positiv auf die Gedächtnisbildung und die Verknüpfung bestehender Informationen mit neuen auswirken.

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Wer schläft, lernt besser

In zwei Experimenten untersuchten Lahl und seine Kollegen, wie sich Perioden des Schlafs und des ruhigen Wachseins auf das Behalten von Wortlisten auswirkt. Dazu wurden 26 Probanden untersucht. Alle waren zwischen 20 und 29 Jahren alt, Nichtraucher, hatten einen regelmäßigen Schlaf in der Nacht und litten nicht an psychisch bedingten Schlafstörungen. Keiner wusste die genauen Untersuchungsfragen oder das Ziel der Studie. Die Probanden sollten in zwei Minuten eine Liste mit 30 Adjektiven auswendig lernen, danach folgte eine Ruhe- oder Schlafphase, nach der die gelernten Vokabeln wieder gegeben werden sollten.

Im ersten Experiment dauerte die Ruhephase 60 Minuten, bei der die Probanden entweder ein Nickerchen hielten oder wach waren. Dabei wurde festgestellt, dass die Erinnerung der Probanden, die schliefen, deutlich besser war als die derjenigen, die in der Ruhezeit wach waren. Außerdem stellte sich heraus, dass die individuelle Abrufleistung, das Erinnerungsvermögen, weder mit der Schlafdauer noch mit der Schlaftiefe der Probanden zusammenhing.

Kurzzeitschlaf reicht auch

Um die genaue Rolle der Schlafdauer zu klären wurde im zweiten Experiment eine dritte Bedingung hinzugefügt, unter der die Probanden nur sechs Minuten lang schlafen durften. Es stellte sich heraus, dass auch bereits diese kurze Schlafdauer zu einer deutlichen Steigerung der Abrufleistung gegenüber der Wachbedingung führte.

Vergleicht man nun die Ergebnisse der beiden Experimente, so wird deutlich, dass sich der Schlaf unter allen Bedingungen positiv auf das Gedächtnis auswirkte. „Möglicherweise werden direkt zu Schlafbeginn Prozesse der aktiven Gedächtniskonsolidierung in Gang gesetzt, die im weiteren Verlauf selbst dann wirksam bleiben, wenn der Schlaf kurze Zeit später wieder abgebrochen wird“, erklärt Lahl.

(Universität Düsseldorf, 07.04.2008 – NPO)

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