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Medizin

Krebstherapie: Vitamin als trojanisches Pferd

Zellgifte im Schlepptau der Folsäure sollen Chemotherapie wirksamer machen

Darmkrebs ist die häufigste Krebsart in Deutschland. Jetzt haben Wissenschaftler eine Strategie entwickelt, um Chemotherapeutika gezielter in die Darmkrebszellen einzuschleusen. Die Krebs-Medikamente werden dazu an Folsäure-Moleküle gebunden, da Krebszellen dieses Vitamin vermehrt aufnehmen. Auf diese Weise soll die Wirkstoffkonzentration in den bösartigen Zellen stark erhöht werden, wobei gesunde Zellen verschont bleiben.

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Bei Früherkennung heilbar

Jedes Jahr erkranken 73.000 Menschen neu an Darmkrebs. Rund 28.000 Betroffene sterben jährlich. Früh genug erkannt, ist der Tumor in über 90 Prozent der Fälle heilbar. Ein Ziel der modernen Krebsforschung ist es, die Wirksamkeit und Verträglichkeit bereits bekannter Medikamente und Therapieverfahren weiter zu verbessern. Mit einem neuen Therapiekonzept wollen Freiburger Wissenschaftler die Medikamente Camptothecin und Oxaliplatin zielgerichtet in Darmkrebszellen einbringen.

„Beide Zytostatika haben in den letzten Jahren die Therapie bei bösartigen Tumoren des Darms verbessert“, erklärt Felix Kratz, Projektleiter an der Klinik für Tumorbiologie in Freiburg. „Das Problem ist jedoch, dass diese Medikamente nicht gezielt genug wirken, sondern auch gesunde Zelle zerstören und dadurch erhebliche Nebenwirkungen verursachen.“

Folsäure als „trojanisches Pferd

Bei dem neuen Ansatz nutzen die Wissenschaftler die Tatsache aus, dass Tumorzellen das Vitamin Folsäure für ihr Wachstum benötigen und es daher bevorzugt aufnehmen. Indem die Forscher die Zytostatika an Folsäure-Moleküle binden, wollen sie die Krebszellen „austricksen“ und die Medikamente quasi im Schlepptau in den Tumor einschleusen. Das Vitamin – und mit ihm die Wirkstoffe – gelangen über den so genannten Folsäure-Rezeptor in die Tumorzelle. Diese Bindungsstelle befindet sich auf der Oberfläche der Krebszellen.

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„Wir konnten nachweisen, dass Darmkrebszellen sehr viele dieser Rezeptoren besitzen, die bei gesunden Zellen hingegen deutlich seltener sind“, erläutert Kratz. Außerdem sind die Zytostatika derart mit dem Vitamin verbunden, dass sie sich erst im Krebsgewebe davon lösen und wirksam werden – und nicht bereits in der Blutbahn. Solcherart aufgebaute Substanzen werden als „Prodrugs“ bezeichnet, da sie den ursprünglichen Wirkstoff (drug) tragen und diesen im Körper gezielt freisetzen. „Die Wirksamkeit des Folsäure-Zytostatika-Prodrug untersuchen wir derzeit noch bei Darmkrebs-Modellen im Labor“, erläutert Kratz.

(Deutsche Krebshilfe, 26.03.2008 – NPO)

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