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Umwelt

Weltwassertag: Wasser kann tödlich sein

BGR-Studie: Sanitäre Versorgungskrise bedroht Trinkwasserressourcen in Entwicklungsländern

Der 22. März wurde von den Vereinten Nationen zum Weltwassertag erklärt. Jedes Jahr wird an diesem Tag auf die besondere Bedeutung des Wassers und seiner nachhaltigen Nutzung aufmerksam gemacht. Der diesjährige Weltwassertag steht unter dem Motto „Water and Sanitation“ und soll daran erinnern, dass mehr als 2,5 Milliarden Menschen weltweit keinen Zugang zu ausreichender Abwasserentsorgung haben. Wie dramatisch die Situation vor allem in den Entwicklungsländern ist, zeigen Untersuchungen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR).

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„Wir beobachten seit mehr als 40 Jahren die Grundwassersituation in den Entwicklungsländern. Dabei haben wir festgestellt, dass die fehlende sanitäre Infrastruktur in zunehmendem Maße zu einer massiven Verschmutzung von wertvollem Grundwasser durch versickernde Abwässer führt“, erklärt Thomas Himmelsbach, bei der BGR zuständig für Grundwasserschutz. Eine Situation, die umso dramatischer sei, da Grundwasser in den trockenen Regionen der Welt häufig die einzige Ressource zur Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser darstelle, so Himmelsbach.

2,2 Millionen Tote jedes Jahr

Wird Grundwasser durch Fäkalien verunreinigt und dennoch als Trinkwasser genutzt, treten verstärkt Durchfallerkrankungen auf, die vor allem für Kinder oft tödlich enden. Jedes Jahr sterben 2,2 Millionen Menschen an den Folgen der sanitären Versorgungskrise. Insofern zeigten die Ergebnisse der BGR sehr deutlich, wie wichtig eine nachhaltige Sanitärversorgung für den Grundwasserschutz und damit auch für den Schutz der Trinkwasservorkommen sei, betont Himmelsbach.

Zu diesem Thema veranstaltet die BGR vom 14. bis 17. Oktober 2008 im Geozentrum Hannover ein internationales Symposium. Unter dem Titel „Coupling Sustainable Sanitation & Groundwater Protection“ werden Experten aus Wissenschaft, Politik und Entwicklungszusammenarbeit über technische und politische Lösungen für die weltweite Sanitärkrise diskutieren. Gemeinsam mit Vertretern aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, der Weltgesundheitsorganisation WHO und aus dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP will die BGR verdeutlichen, dass Investitionen in Sanitärsysteme immer auch Investitionen in die Zukunft eines Landes sind.

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Vorsorge ist besser als Nachsorge

Natürliche Grundwasservorkommen sind in der Regel frei von gesundheitsgefährdenden Stoffen und bedürfen vor der Einspeisung ins Leitungsnetz keiner weiteren Aufbereitung. Gutes Trinkwasser aus Grundwasser ist auch für arme Bevölkerungsschichten erschwinglich. Da Grundwasservorkommen zumeist in unmittelbarer Nähe der Siedlungen erschlossen werden können, sind keine aufwendigen Fernwasserversorgungen notwendig. Die Aufbereitung von Oberflächenwasser schneidet im Vergleich hierzu im Hinblick auf Qualität, Folgekosten und Wirtschaftlichkeit stets deutlich schlechter ab.

Vorsorge, im Sinne von guter Sanitärversorgung, ist günstiger, sozial verträglicher und ökologisch sinnvoller als Nachsorge, also eine aufwendige Aufbereitung von verschmutzten Grundwasserressourcen für die Trinkwasserversorgung oder gar Fernwasserversorgung bei zu stark verschmutzen lokalen Ressourcen.

Bei der technischen Realisierung einer nachhaltigen Sanitärversorgung befürwortet die BGR keine bestimmte Technologie. Wichtig sind lokal angepasste, nachhaltige Technologien und Systeme. Analysen der Grundwasserqualität belegen, dass schon einfache Maßnahmen relativ schnell zu einer Verbesserung führen.

Sustainable Sanitation Alliance

Um den Schutz des Grundwassers zu gewährleisten, steht die Vermeidung des Eintrages unerwünschter Stoffe – anorganische und organische Schadstoffe, vor allem Krankheitskeime – an erster Stelle. Nährstoffe, wie Stickstoff oder Phosphor, die im Grundwasser unerwünscht sind, müssen entweder durch eine Aufbereitung des Abwassers entfernt oder für eine Nutzung zum Beispiel als Düngemittel wieder gewonnen werden.

Die BGR unterstützt jene Sanitärkonzepte, die im lokalen Kontext die sozial, ökonomisch und ökologisch nachhaltigste Lösung darstellen. Um bei der Bekämpfung der weltweiten Sanitärkrise dem Nachhaltigkeitsaspekt Beachtung zu verschaffen, hat sich die BGR mit über 50 internationalen Partnern in der „Sustainable Sanitation Alliance“ zusammen geschlossen. Gemeinsam werden die vertretenen Organisationen dem Internationalen Jahr der Sanitärversorgung Wirkung verleihen und Aktionen, Projekten und Programmen die richtige Richtung geben – mit Blick auf angepasste Sanitärsysteme, die auch in Zukunft den sich verändernden Anforderungen genügen.

Welthungerhilfe fordert mehr Einsatz für Sanitärmaßnahmen

Auch die Deutsche Welthungerhilfe (DWHH) fordert anlässlich des Weltwassertages mehr Einsatz für Sanitär- und Hygienemaßnahmen sowohl in Entwicklungs- als auch Nothilfeprojekten. „Es ist ein unpopuläres Thema, aber der Bau von Latrinen und Hygieneschulungen sind essentiell, wenn die Gesundheitssituation der Menschen in den Entwicklungsländern verbessert werden soll“, sagt Martin Wolff, Programm-Manager der Welthungerhilfe für Uganda, Ruanda und Burundi.

In den Projektländern der Welthungerhilfe wird darauf geachtet, dass die neuen Wasser- und Sanitäranlagen von den Nutzern eigenständig gewartet, repariert und verwaltet werden können. Bewusstseinsbildung ist ein weiteres wichtiges Element. „In Deutschland werden Hygieneregeln seit langem von Generation zu Generation übertragen und in der Schule unterrichtet. Wo Menschen bislang ohne Leitungswasser und sanitäre Einrichtungen lebten, fehlt es noch an Aufklärung“, sagt Wolff.

Falscher Umgang mit Wasser ist eine zentrale Ursache von Armut und Hunger. Täglich sterben 5.000 Kinder unter fünf Jahren an Durchfallerkrankungen, weil sie und ihre Eltern nicht wissen, dass unsauberes Wasser krank macht und den Tod bedeuten kann. Auch die Erwachsenen erkranken oft und sind dann nicht in der Lage, ihrer Arbeit nachzugehen oder die Felder zu bestellen.

(Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)/Deutsche Welthungerhilfe (DWHH), 20.03.2008 – DLO)

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