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Korallenfriedhöfe im Atlantik

Absterben der Kaltwasserkorallen Folge natürlicher Umweltveränderungen?

Korallenfriedhof im Golf von Cadiz © MARUM, Uni Bremen

Kaltwasserkorallen formen faszinierende und artenreiche Ökosysteme. Doch jetzt haben Bremer Wissenschaftler bei einer gerade zu Ende gegangenen Expedition im Golf von Cadiz ausgedehnte Friedhöfe von Kaltwasserkorallen entdeckt, lebende Kolonien dagegen blieben dort die Ausnahme. Erste Befunde deuten darauf hin, dass die Korallen natürlichen Umweltveränderungen zum Opfer gefallen sind.

Die Ergebnisse der dreiwöchigen Forschungsreise werfen nach Angaben der Forscher die Frage auf, ob heute noch intakte Korallenkolonien vor Irland oder Norwegen durch den aktuellen globalen Wandel bedroht sind.

Kaltwasserkorallen gedeihen in mehreren Hundert Metern Wassertiefe vom Nordkap bis zur Straße von Gibraltar. Fünfzehn Wissenschaftler vom MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen nahmen jetzt an einer Expedition auf dem holländischen Forschungsschiff „Pelagia“ teil um herausfinden, ob es lebende Korallenbestände auch im Golf von Cadiz gibt. Sie wollten zudem wissen, ob diese als Bindeglied zwischen den Kolonien im Mittelmeer und jenen weiter nördlich im Atlantik anzusehen sind.

Roboter CHEROKEE im Einsatz

Nach etlichen Tauchgängen und Probennahmen mit dem Roboter CHEROKEE zieht Fahrtleiter Professor Dierk Hebbeln ein eindeutiges Fazit: „Wir haben eine Fläche untersucht, die etwa so groß wie das Land Bremen ist. Und wir hatten erstklassige Ausrüstung an Bord. Trotzdem haben wir nur wenige lebende Korallen gefunden.“

Stattdessen stießen die Forscher in 600 bis 900 Metern Wassertiefe auf mehrere Korallenfriedhöfe. „Dabei handelt es sich um Gürtel, die etwa 200 Meter lang sind und von etwa 20 Meter hohen Hügeln aus Korallenschutt dominiert werden“, sagt Hebbeln. Bei Wassertemperaturen von rund zehn Grad Celsius fanden die Forscher zwar auch einzelne lebende Kolonien, verglichen mit den abgestorbenen Kolonien spielen diese aber offensichtlich nur eine untergeordnete Rolle.

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Todesursache unbekannt

Wann und warum die einst blühenden Gärten der Tiefsee abgestorben sind, lässt sich erst nach aufwendigen Laboruntersuchungen an Land bestimmen. Menschliche Einflüsse wie etwa Meeresverschmutzung spielen dabei nach Aussagen des Expeditionsleiters wohl keine Rolle. Vermutlich haben sich irgendwann in den vergangenen Jahrhunderten oder Jahrtausenden die Wassertemperatur und/oder das Nährstoffangebot für die Korallen drastisch verändert.

„Die Auswertung des Probenmaterials wird zeigen, welche Faktoren die Korallenpopulationen im Golf von Cadiz letztlich großflächig absterben ließen“, fasst Hebbeln zusammen. „Damit können wir dann auch besser abschätzen, ob und wie sich der aktuelle globale Wandel auf die großen, noch lebenden Kaltwasserkorallenriffe vor Norwegen und Irland auswirken könnte.“

(idw – MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen, 20.03.2008 – DLO)

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