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Klima

Himalaya: Khumbugletscher schmilzt dramatisch

Studie wertet vierzig Jahre alte Fotos eines Spionagesatelliten aus

Khumbu-Eisbruch © Uwe Gille/ GFDL

Schmelzen die Himalaya-Gletscher? Und wenn ja, wie schnell? Diese Fragen waren bisher nicht endgültig beantwortet. Ein Dresdner Forscher hat jetzt das Abtauen des Khumbu-Gletschers in Nepal untersucht. In seiner Studie wertete er vierzig Jahre alte Fotos eines amerikanischen Spionagesatelliten aus. Ergebnis: Der Khumbugletscher hat seit 1962 rund 18 Meter an Dicke verloren.

Einen Brennpunkt der Diskussion um die globale Erderwärmung stellen die Gletscher des Himalaya-Gebirges dar. Genaue Angaben zu Volumenverlusten sind für diese Gebiete jedoch bisher selten. Aus diesem Grund widmete sich Tino Pieczonka in einer neuen Studie am Institut für Kartographie der TU Dresden der Erfassung und der Berechnung von Volumenänderungen der dortigen Gletscher.

Einen Schwerpunkt der Untersuchung bildete dabei der Khumbugletscher. Er ist Teil der Südroute zum Mount Everest und damit einer der bekanntesten und meist untersuchten Gletscher der Welt. Wie fast alle großen Gletscher des Untersuchungsgebiets ist auch der Khumbu ein so genannter Schuttgletscher. Seine Zunge ist nahezu vollständig von Geröll bedeckt.

In seiner Studie hat Pieczonka die Volumenänderungen des Khumbu-Gletschers im Detail untersucht. Grundlage bildeten dabei zwei digitale Geländemodelle, die mithilfe von Satelliten-Aufnahmen der Jahre 1962 und 2002 erstellt wurden. Während das Modell des Jahres 2002 bereits fertig zur Verfügung stand, war die Entwicklung des früheren Modells Bestandteil von Pieczonkas Arbeit.

Spionagesatellit liefert wertvolle Aufnahmen

Die Aufnahmen des Jahres 1962 sind im Rahmen einer Mission des amerikanischen Spionagesatelliten CORONA entstanden. CORONA war der weltweit erste Aufklärungssatellit, entwickelt mit dem Ziel, Aufnahmen vom Gebiet der ehemaligen Sowjetunion zu gewinnen. Die Fotos wurden anfangs mit einer analogen Kamera aufgenommen und, da die Bildübermittlung per Funk noch nicht ausgereift war, mit Wiedereintrittskapseln zur Erde gebracht.

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Ein Flugzeug hatte damals die schwierige Aufgabe, die geheimen Daten noch in der Luft abzufangen. Die ersten der 1959 bis 1972 durchgeführten Missionen schlugen fehl – entweder waren die Bilder unscharf, fehlbelichtet, die Kamerablende klemmte, oder der Fallschirm der Sonde öffnete sich nicht. Die Satelliten der Folgeprogramme entwickelten die Filme deshalb vollautomatisch an Bord, scannten sie ein und funkten sie zur Erde.

Dramatischer Eisverlust am Khumbugletscher

Durch den Vergleich beider Geländemodelle konnte Pieczonka für den Khumbugletscher einen starken Volumenverlust nachweisen. In den Jahren von 1962 bis 2002 hat der Gletscher etwa 68 Millionen Kubikmeter seiner Eismasse verloren. Das entspricht 18 Meter an Dicke.

Bei diesem Rückgang spielt die Temperaturerhöhung eine dominierende Rolle: durch die Klimaveränderung hat sich das Gleichgewicht des Gletschers aus Eisgewinn und -verlust verschoben, so dass weniger Gletschereis neu gebildet wird, als durch Abtauen verloren geht.

Gefährliche Gletscherseen

Das verstärkte Abschmelzen der Gletscher geht aber mit einem Pegelanstieg der Gletscherseen einher. Die Gefahr von Dammbrüchen wird dadurch verstärkt und bedroht zunehmend den Lebensraum der Nepalesen. Zur besseren Einschätzung des Risikos solcher Katastrophen ist die weitere Überwachung des Abschmelzverhaltens der Gletscher des Himalayas Voraussetzung. So können frühzeitig die Entstehung und Entwicklung neuer Seen und die daraus entstehenden Gefahren dokumentiert werden.

Pieczonka stellt die Ergebnisse seiner von Professor Manfred F. Buchroithner und Tobias Bolch betreuten Studie im Rahmen der 23. Internationalen Polartagung an der Universität Münster vom 10. bis 14. März 2008 erstmals vor.

(idw – Technische Universität Dresden, 12.03.2008 – DLO)

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