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Raumfahrt

Jules Verne auf dem Weg zur ISS

Europäischer Raumtransporter soll Anfang April an der Internationalen Raumstation andocken

Künstlerische Darstellung des Automated Transfer Vehicles ATV an das russische Stationsmodul Swesda. © ESA

In der Nacht zum 9. März 2008 ist der erste autonome europäische Raumtransporter, das Automated Transfer Vehicle (ATV) zur Internationalen Raumstation (ISS) gestartet. Um 5.03 Uhr Mitteleuropäischer Zeit hob „Jules Verne“ an Bord der Ariane5-Trägerrakete vom Raumfahrtzentrum der Europäischen Weltraumorganisation ESA in Kourou, Französisch-Guyana, ab.

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In den kommenden Wochen wird der zur Versorgung und Anhebung der Bahnhöhe der Internationalen Raumstation (ISS) konzipierte vollautomatische Raumtransporter eine Reihe von Manövern zum Anflug an die ISS und anschließenden Andocken an der Raumstation durchführen, die er mit Frachtgut, Treibstoff, Wasser und Sauerstoff versorgen soll. ATV wird voraussichtlich am 3. April 2008 mit dem russischen Stationsmodul Swesda in Kontakt treten.

„Nachdem Europa letzten Monat mit der Montage von Columbus sozusagen seine eigene Wohnung in der ISS beziehen konnte, haben wir mit dem Start des ersten ATV nun auch den dazugehörigen Versorgungslaster“, so Daniel Sacotte, ESA-Direktor für Bemannte Raumfahrt, Schwerelosigkeitsforschung und Exploration. „Wir sind jetzt nicht nur Miteigentümer der ISS, sondern auch vollwertige Partner beim Betrieb der Raumstation, den das ATV durch Frachtlieferungen und Anhebung der Bahnhöhe unterstützen wird.“

Jules Verne schwerer als alle Vorgänger

ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain ergänzte: „Jules Verne ist nicht nur das bisher schwerste und komplexeste von der ESA gebaute Raumfahrzeug, sein Start an Bord einer Ariane-5 ES ist vielmehr ein entscheidender Meilenstein auf dem Weg der ESA, sich als unverzichtbarer Partner für die ISS zu etablieren.“

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Und weiter: „Zu verdanken haben wir dies der engen Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten, der europäischen Industrie, Arianespace, dem CNES, den Bediensteten der ESA und den internationalen Partnern. Jules Verne wird jedoch noch einige wichtige Etappen meistern müssen, nämlich die automatischen Anflug- und Andockmanöver an die ISS, die vom ATV-Kontrollzentrum in Toulouse aus gesteuert werden. Wenn auch dieses Ziel erreicht ist, werden wir einen Riesenschritt für die Stärkung der Rolle der ESA im Hinblick auf die künftige internationale Exploration des Sonnensystems vollbracht haben.“

Europäische Beitrag zum Unterhalt der ISS

Das ATV-Programm ist der europäische Beitrag zum Unterhalt der Internationalen Raumstation: 5,5 Tonnen an Nahrungsmitteln und Treibstoff hat der ATV-Prototyp an Bord. Zusätzlich wird ATV mit seinen Haupttriebwerken die Umlaufbahn der Station anheben – ein notwendiger Vorgang zur Bahnkorrektur, den bislang der russische Transporter Progress und das amerikanische Space Shuttle übernommen haben.

Zum Ende der Mission nimmt ATV bis zu 6,5 Tonnen Abfall von der ISS auf. Voraussichtlich im August dieses Jahres wird es kontrolliert in die Erdatmosphäre zurückgeführt, wo es über dem Südpazifik verglühen wird. Derzeit sind mindestens fünf solcher Flüge bis zum Jahr 2013 vorgesehen.

Umfangreicher deutscher Anteil

Die Entwicklung und der Bau des ATV-1 Jules Verne kosteten gut eine Milliarde Euro. Dabei betrug das Auftragsvolumen deutscher Firmen circa 24 Prozent. Bei der Produktion der vier weiteren ATV-Raumtransporter, die bis in das Jahr 2013 wesentlich zur Versorgung der ISS beitragen werden, liegt der Anteil deutscher Unternehmen bei rund 46 Prozent, dies sind 400 Millionen Euro.

„Die Technologie von ATV hat ein großes Potenzial für mögliche zukünftige Raumfahrtanwendungen“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Professor Johann-Dietrich Wörner: „Denkbar ist eine Weiterentwicklung auf dieser Basis und aufgrund der vorhandenen Kompetenz in Europa. Ein erster Schritt könnte zum Beispiel die Verwendung als Transportraumfahrzeug mit der Möglichkeit des Rücktransportes von der ISS zur Erde sein.“

Technische Daten

ATV ist etwa zehn Meter lang und hat einen Durchmesser von 4,5 Metern. Mit entfalteten Solarpanelen hat es eine Spannweite von 22,3 Metern. Die Gesamtmasse des startbereiten und beladenen Fahrzeuges beträgt bei Jules Verne knapp 20 Tonnen. Das Fahrzeug besteht aus einer Sektion für den Antrieb und der Avionik, den elektronischen Steuergeräten. Zudem hat es ein ständig unter Druck stehendes Nutzlastsegment, das von den Astronauten beim Ent- und Beladen des ATV von der ISS aus betreten wird.

(ESA/Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), 10.03.2008 – DLO)

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