Rätsel der antarktischen Vereisung geknackt
Neue Daten lösen scheinbares Paradox zwischen Meerestemperaturen und Eisbildung

Forschungsstandort Antarktis
© NOAA
Einzellerschalen als Werkzeug
Carrie Lear, Paläoozeanographin in Cardiff und ihr Team analysierten die Schalen von winzigen, vorzeitlichen Einzellern, den Foraminiferen aus dem Meeresboden vor Tansania. Aus der chemischen Zusammensetzung der Schalen lassen sich Rückschlüsse auf die Meerestemperaturen zur Lebenszeit der Foraminiferen ziehen.
„Foraminiferen sind großartige Werkzeuge um das Klima der Vergangenheit zu untersuchen und helfen uns gleichzeitig, etwas über die Unsicherheitsfaktoren unseres zukünftigen Treibhausklimas zu lernen“, erklärt Lear. „Die neuen Daten lösen ein seit langer Zeit bestehendes Rätsel um das Ausmaß der Vereisung in Zusammenhang mit einer globalen Abkühlung und bringen zudem die Klimaindizien in Übereinstimmung mit den Simulationen der Klimamodelle.“
Und es wurde doch kühler
Das Ergebnis: Entgegen bisherigen Annahmen kühlten die Meere damals doch aus – um immerhin 2,5 Grad. „Wir konnten die Chemie der tansanischen Mikrofossilien nutzen um die Temperaturen und Eisvolumina zur Zeit des großen Klimaumschwungs zu rekonstruieren“, so Lear. „Diese neuen Daten zeigen, dass die Ozeane der Welt sich während des Eiswachstums sehr wohl abkühlten und dass das damals bestehende Eisvolumen mit der Größe der Antarktis zusammenpasst.“
Als nächsten Schritt will die Forscherin mit ihrem Team nach der Ursache dieses großen Umschwungs suchen. Sie ist der Ansicht, dass eine allmähliche Reduktion des Treibhausgases Kohlendioxid in der Atmosphäre, kombiniert mit einer Konstellation der Erdumlaufbahn, die zu besonders kalten Sommern in der Antarktis führte, die Vereisung ausgelöst hat. Weitere Untersuchungen an Foraminiferen sollen diese Hypothese nun stützen helfen.
(Cardiff University, 28.02.2008 - NPO)