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Umwelt

„Rettungsring“ für Meeresschildkröten

Kreisförmige Angelhaken könnten „Beifang“ um bis zu 90 Prozent verringern

Meeresschildkröten © WWF

Jedes Jahr verenden mindestens 250.000 Meeresschildkröten als ungewollter „Beifang“, zum Beispiel bei der so genannten Langleinen-Fischerei nach Tun- und Schwertfischen, so die Schätzungen des WWF. Doch jetzt könnte das Massensterben der Schildkröten bald der Vergangenheit angehören: US-amerikanische Wissenschaftler und die Fischerei-Industrie haben neue – kreisförmige – Angelhaken entwickelt, die die Tiere schonen.

Erste Tests im Atlantik ergaben, dass die Zahl der getöteten Schildkröten drastisch reduziert werden kann, da deutlich weniger Tiere innerlich verbluten oder beim Kampf mit den Angelhaken ersticken. Der WWF rechnet mit einem Rückgang des Schildkröten-Beifangs um bis zu 90 Prozent. Dirk Riebensahm, Fischerei-Experte des WWF: „Die Wahrscheinlichkeit, dass die Schildkröten die neuen Angelhaken verschlucken, ist wesentlich geringer als bei den bislang üblichen J-förmigen Haken. Außerdem können die neuen Haken wesentlich leichter entfernt werden.“ Der WWF hofft, dass im gesamten Pazifik bald nur noch Langleinen zum Einsatz kommen, die mit den neuen Haken ausgerüstet sind. So könnten möglichst viele Schildkröten gerettet werden.

Vor allem der Lederschildkröte wäre eine rasche Umsetzung der neuen Fischereimethode zu wünschen: Sie ist die größte Schildkröte der Welt, und sie ist vom Aussterben bedroht. Noch in den achtziger Jahren wurden allein im östlichen Pazifik rund 90.000 brütende Weibchen gezählt. Mittlerweile sind davon nach Angaben des WWF nur noch etwa 2.000 übrig geblieben. Lederschildkröten können bis zu 900 Kilogramm schwer und bis zu zweieinhalb Meter lang werden.

Im Gegensatz zu allen anderen Schildkrötenarten tragen sie keinen Panzer aus Hornplatten. Dieser ist bei den Lederschildkröten durch eine dicke, lederartige Haut ersetzt. Lederschildkröten ernähren sich fast ausschließlich von Quallen. Ihre Lieblingsspeise wird ihnen sehr oft zum Verhängnis, denn sie können Quallen kaum von den mittlerweile massenhaft im Meer treibenden Plastiktüten unterscheiden. Haben die Schildkröten einen Kunststoffbeutel verschlungen, kommt es meist zu Verdauungsstörungen. Nicht selten sterben die Tiere dara n. Bei Untersuchungen wurden bei rund der Hälfte aller Lederschildkröten Kunststoffabfälle im Magen gefunden.

Beifang ist nicht nur eine Gefahr für Meeresschildkröten: Nach Angaben des WWF sterben jedes Jahr auch schätzungsweise bis zu 300.000 Wale und Delfine durch die Fischerei. „Statistisch gesehen stirbt alle ein bis zwei Minuten ein Meeressäuger in einem Fischernetz“, zieht Dirk Riebensahm eine traurige Bilanz. Außerdem fallen laut WWF jährlich mehrere Millionen Haie den rücksichtslosen Fischereimethoden zum Opfer.

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(WWF, 04.05.2004 – NPO)

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