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Archäologie

Nazca-Indianer bauten bereits Eisenerz ab

Archäologen entdecken erste Eisenerzmine aus der Zeit vor der spanischen Eroberung

Nazcalinien © NASA/GSFC/MITI/ ERSDAC/JAROS, and U.S./Japan ASTER Science Team

Eine in den peruanischen Anden entdeckte Mine der Nazca-Zivilisation belegt zum ersten Mal, dass die alten Andenkulturen bereits vor dem Inkareich Eisenerz abbauten und nutzen. Das in der Höhle gewonnene Hämatit wurde jedoch wahrscheinlich nicht für Werkzeuge, sondern primär für die Färbung von Keramik und anderen Materialien genutzt.

„Archäologen wissen, dass die Völker in der Neuen und Alten Welt seit Tausenden von Jahren Erze abgebaut haben“, erklärt Kevin J. Vaughn, Assistenzprofessor für Anthropologie an der Purdue Universität und Experte für die Nazca-Zivilisation. „Eisenabbau in der Alten Welt, speziell in Afrika geht 40.000 Jahre zurück. Und wir wissen, dass die alten Völker in Mexiko, Mittelamerika und Nordamerika verschiedene Materialien abgebaut haben.“ Was bisher allerdings fehlte, waren konkrete Funde solcher Minen in der Neuen Welt.

Ein Forscherteam um Vaughn hatte bereits in den Jahren 2004 und 2005 eine Höhle im Ingenio Tal in den Anden des südlichen Peru entdeckt, die bis Ende 2007 näher untersucht wurde. Dabei stellte sich heraus, dass die Höhle keineswegs natürlichen Ursprungs, sondern vor rund 2.000 Jahren von Angehörigen des Volks der Nazca-Indianer gegraben worden war. Geschätzte 3.719 metrische Tonnen Gesteins mussten die Nazca innerhalb der 1.400 Jahre des Bergbaus hier abgetragen haben.

Einzige bekannte Eisenerzmine vor den Spaniern

„Was wir gefunden haben ist die einzige Hämatitmine, die aus Südamerika vor der spanischen Eroberung bekannt ist“, erklärt Vaughn. „Diese Art des Eisenerzes ist auch als Ocker bekannt. Die Entdeckung demonstriert, dass Eisenerze auch für die alten Andenzivilisationen bereits wichtig waren.“

Die Nazca-Zivilisation ist für hunderte von Ritzzeichnungen in der Nazca-Wüste bekannt. Diese Nazcalinien sind nur aus der Luft als Formen erkennbar. Ein von ihnen entwickeltes System von Wasserleitungen ist bis heute von den Einheimischen in Gebrauch. Die Wissenschaftler entdeckten zahlreiche Nazca-Artefakte in der Ingenio-Mine, darunter Maiskolben, Steinwerkzeuge, Kleidungsfetzen und Keramik. Mithilfe der Radiokarbondatierung bestimmten sie das Alter auf die Hauptsiedlungszeit der Nazca in dieser Region.

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Eisenerz als Farbe genutzt

Nazca-Experte Kevin J. Vaughn © University of Purdue

„Archäologen haben eine sehr gute Sequenz von Keramik aus dieser Region”, erklärt Vaughn. „Daher kann ich die meisten Töpfe dieses Gebiets anschauen und anhand stilistischer Änderungen der Keramik bereits eine Datierung innerhalb eines Jahrhunderts vornehmen. Selbst vor der Datierung wussten wir daher, dass es sich hier um eine alte Mine handeln muss. Die kleinen Scherben, etwa von der Größe eines Pennys, trugen Muster, die typisch sind für die frühe Nazca-Zivilisation.“

Vaughn vermutet, dass die Nazca das in der Mina abgebaute rotpigmentierte Eisenmineral vor allem für keramische Farben nutzten, ebenso möglich wäre aber eine Verwendung zur Körperbemalung, als Kleiderfarbe oder auch zur Bemalung von Lehmwänden.

Die Entdeckung der Mine liefert den Archäologen den ersten Beleg dafür, dass die alten Andenkulturen tatsächlich bereits Eisenerz abbauten. Allerdings unterschied sich dabei ihre Nutzung deutlich von der der Alten Welt: „Metalle wurden in der Alten Welt für verschiedenste Werkzeuge oder Waffen genutzt“, so Vaughn. „Auf dem amerikanischen Kontinent dagegen waren Metalle Prestigeobjekte für die wohlhabende Elite.“

Die Ausgrabung war Teil eines mehrere Jahre dauernden Projekts der amerikanischen National Science Foundation. Es hat zum Ziel, die Ursprünge der politischen Ökonomie und des Gesellschaftssystems der Nazca, das auf Ungleichheit aufgebaut war, besser zu verstehen.

(University of Purdue, 30.01.2008 – NPO)

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