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GeoUnion

Ein Ozean voller Daten

Wissenschaftler legen Grundstein für europäisches Messnetz am Meeresboden

An den Observatorien des Tiefsee-Messnetzes ESONET sollen die verschiedensten Geräte und Fahrzeuge andocken können, um alle Prozesse von der Oberfläche bis tief in den Meeresboden zu erfassen. © MARUM, Uni Bremen

Wassertemperatur, Strömungsrichtung, Bakterien-Gensequenzen oder andere Daten aus der Tiefsee auf Tastendruck abrufen – diese Vision steht hinter dem ehrgeizigen EU-Projekt ESONET, das zwischen 140 und 220 Millionen kosten wird: Ein Netz aus zwölf Tiefseeobservatorien soll an ausgewählten Standorten in den europäischen Meeren kontinuierlich wissenschaftliche Messungen durchführen. Unterwasserkabel leiten die vor Ort gesammelten Daten direkt an die Forscher an Land.

In einem zweitägigen Workshop, der am 29. und 30. Januar 2008 am MARUM – Zentrum für marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen stattfindet, wollen 80 internationale Meeresforscher die Grundlagen für das Netzwerk und für ein effizientes Datenmanagement legen.

Energiequelle und Datenautobahn

„Die Erforschung der Ozeane ähnelt dem Versuch, uns ein Bild vom Inhalt einer riesigen, hohen und dunklen Lagerhalle zu machen, in dem wir hier und dort mal ein Streichholz anzünden“, beschreibt Christoph Waldmann vom MARUM, Organisator des Workshops, die Datenlage der Meeresforschung.

Ein Netz aus zwölf Tiefseeobservatorien © MARUM, Uni Bremen

Mit den ständig arbeitenden Observatorien von ESONET sollen Ressourcen gebündelt und Aufwand gezielter eingesetzt werden: Eigens dafür verlegte Tiefseekabel bilden die Nabelschnur von ESONET, sie versorgen die zum Teil über 100 Kilometer vor der Küste liegenden Observatorien. Sie dienen als Energiequelle und Datenautobahn. So kann zum Beispiel der mobile Unterwasser-Roboter C-MOVE des MARUM an die Kabelstationen andocken, um bereits gesammelte Daten abzuschicken und Energie für seinen nächsten mehrmonatigen Einsatz am Meeresboden aufzutanken. „Die Schnittstellen, an die wir die verschiedensten Systeme anschließen können sind es, die ESONET so interessant machen. Sie machen die Netze beliebig erweiterbar“, so Waldmann.

Daten für alle Fachrichtungen

„Natürlich gibt es schon jetzt Messnetze im Ozean. Diese zielen allerdings alle auf spezielle Fragestellungen, wie zum Beispiel die Erforschung der Meeresströmungen. Mit ESONET haben wir ein viel umfassenderes Ziel im Auge: Wir wollen Daten für alle Fachrichtungen an einem Ort sammeln, für Geowissenschaftler, Meeresbiologen und Chemiker und Ozeanographen. Diese können dann gemeinsam ein umfassendes Bild entwickeln“, so Waldmann über die Unterschiede zu bestehenden Programmen.

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C-Move taucht ab. © MARUM, Uni Bremen

Neben Grundlagenforschung erwarten die Meeresexperten des Marine Board der European Science Foundation, die die EU in Sachen ESONET berät, auch ganz konkrete Anwendungen, zum Beispiel in der Erdbebenvorhersage, wichtig für besonders gefährdete Gebiete wie zum Beispiel Istanbul.

Erste Observatorien 2009 online?

„Auch wenn die ersten Observatorien frühestens 2009 online gehen, müssen wir jetzt schon die Grundlagen für den Erfolg von ESONET legen. Denn wir hoffen auf eine wahre Datenflut.“, erläutert Waldmann. Daher ist eines der Ziele des Workshops Vorgaben für standardisierte Datenformate auszuarbeiten und eine Infrastruktur für Speicherung und Abruf von Daten zu schaffen.

„Was nützt uns ein Ozean voller Daten, wenn die Daten nicht einheitlich sind oder wir die Informationen nicht jedem, der Interesse hat, zur Verfügung stellen können?“, so Waldmann weiter. Ziel ist es daher, die Daten so aufzubereiten, dass sie über Internet-Suchmaschinen zugänglich sind. Der Austausch von Daten ist ein schwieriger Punkt, bei dem nicht alle vorhandenen Systeme Bestnoten erzielen, meint Waldmann. „Während des Workshops wollen wir uns daher mit den bisherigen Erfolgen und Problemen auseinandersetzen und uns die besten Lösungen zu Eigen machen.“

(idw – MARUM_Forschungszentrum Ozeanränder, Universität Bremen, Kirsten Achenbach, 28.01.2008 – DLO)

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