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Peru: Spurensuche am Carancas-Krater

Forscher untersuchen jüngsten Meteoriteneinschlag der Erde

Carancas-Krater © Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität zu Berlin

Es geschah am 15. September 2007 in Peru nahe der Ortschaft Carancas: Ein Meteorit schlug mit enormer Wucht auf der Erde ein und hinterließ dabei einen Krater von fast 15 Metern Durchmesser und etwa fünf Metern Tiefe. Die dabei entstandene enorme Druckwelle schleuderte Erde und Gestein über 200 Meter weit durch die Luft. Berliner Wissenschaftler haben jetzt mit der Erforschung des jüngsten Meteoritenkraters der Erde begonnen und versuchen die Rätsel um den Carancas-Meteoriten zu lösen.

„Als Wissenschaftler träumt man von solchen vorbildlich ausgebildeten Meteoritenkratern, die so neu sind, dass sie noch kaum durch Witterungseinflüsse verändert wurden.“, sagt Thomas Kenkmann vom Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität zu Berlin, der zusammen mit seinem Kollegen Michael Poelchau die „Detektivarbeit“ vor Ort in Angriff genommen hat. Von peruanischer Seite ist Hernando Nuñéz del Prado vom Institut für Geologie, Mineralogie und Metallurgie, Lima/Peru (INGEMMET) an diesem Projekt beteiligt.

Erste mathematische Modellierungen durchgeführt

Die Wissenschaftler um Kenkmann werden zahlreiche Gesteinsproben analysieren und den Einschlag rekonstruieren. Dabei sollen Fragen nach Größe, Masse und Geschwindigkeit des Meteoriten geklärt werden. Im Vorfeld der Geländeerkundung wurden bereits gemeinsam mit Natalia Artemieva von der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau mathematische Modellierungen angestellt.

Gewöhnlicherweise zerbrechen metergroße Meteorite beim Durchlauf durch die Atmosphäre in viele Bruchstücke. Dadurch entstehen so genannte Streufelder, größere Gebiete, in denen die Meteoritenteile eingeschlagen sind. Doch eine „Sprengung“ wurde beim Carancas-Meteoriten nicht beobachtet und die Wissenschaftler entdeckten bisher auch keine weiteren Krater.

Eine „Diät“ für den Meteoriten

Die Modellierungen lassen deshalb folgendes Szenario vermuten: ein etwa zwei Tonnen schwerer Steinmeteorit von relativ hoher Festigkeit drang mit der kosmischen Geschwindigkeit von zwölf bis 14 Kilometern pro Sekunde in einem Winkel von zehn bis 15 Grad in die Erdatmosphäre ein. Auf dem langen Weg durch die Schutzhülle der Erde wurde der Meteorit dann so stark abgebremst, dass etwa Zweidrittel seiner Masse verglühten und er schließlich mit einer Fallgeschwindigkeit von rund 700 Kilometern pro Stunde fast senkrecht auf die Erdoberfläche stürzte.

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Relikt aus der Geburtsstunde unseres Sonnensystems

Bruchstücke von Asteroiden sind von größter Bedeutung, um die Entstehungsgeschichte unseres Sonnensystems zu entschlüsseln. Der Carancas-Meteorit zählt zu der Gruppe der Steinmeteorite, genauer gesagt, zu den so genannten H4-5-Chondriten.

Krater des Steinmeteoriten © Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität zu Berlin

Sie bestehen aus kleinen kugeligen Gebilden, den Chondren, die sich vor mehr als 4,5 Milliarden Jahren im solaren Nebel bildeten und dann mit anderen Kondensaten und Partikeln zu größeren Brocken zusammenklumpten. In diesen Meteoriten ist gewissermaßen die Zusammensetzung der Materie unseres Sonnensystems zu seiner Geburtsstunde festgehalten und diese kann von Spezialisten entschlüsselt werden.

Erste Hilfe für einen Krater

Kenkmann setzt sich auch deshalb mit den peruanischen Kollegen für die Erhaltung dieses einzigartigen, jüngsten und kleinsten Meteoritenkraters der Erde ein und traf sich deshalb auch bereits mit dem Gouverneur des Distrikts Puno und anderen politischen Kräften zur Realisierung von Schutzmaßnahmen für den Krater. So muss beispielsweise ein Bachbett, das der Krater angeschnitten hat, umgeleitet werden. Darüberhinaus ist der Krater auch durch die einsetzende Regenzeit in den Anden gefährdet. Umso wichtiger war die mittlerweile erfolgte geologische Geländeaufnahme sowie die Vermessung und Kartierung des Kraters.

Erste Ergebnisse der Analysen werden die Wissenschaftler um Kenkmann auf der im März 2008 stattfindenden „Lunar and Planetary Science Conference“ in Houston vorstellen, dem Treffpunkt aller Planetologen und Impaktforscher weltweit.

(idw – Humboldt-Universität zu Berlin, 24.01.2008 – DLO)

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