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Biotechnologie

Hausschweine als Lebensretter

Künstlich hergestelltes Schweineleber-Enzym Basis für neues Blutdruck-Medikament

Das Schwein ist als Glückssymbol allgemein bekannt, Enzyme aus seiner Leber können nun tatsächlich Gutes tun: Denn Wissenschaftlern aus Österreich ist es gelungen, das Enzym erstmals in technologisch nutzbaren Mengen herzustellen. Das Team lieferte damit die Basis für einen wesentlichen Baustein eines neuen, blutdrucksenkenden Medikaments.

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Abhängig vom Alter leidet bis zu einem Drittel der Menschen in Industrieländern an Bluthochdruck, der Herzkrankheiten und Schlaganfälle auslöst. Wissenschafter des Institutes für Molekulare Biotechnologie der TU Graz haben gemeinsam mit Kollegen des Kompetenzzentrums „Angewandte Biokatalyse“ (A-B) und anderen Forschern das Hausschwein in den Dienst der Gesundheit gestellt.

„Es ist uns gelungen, ein Enzym aus der Schweineleber für die Herstellung eines neuartigen Blutdruck-Medikaments zu entwickeln“, erklärt Helmut Schwab, der das Institut für Molekulare Biotechnologie der TU Graz leitet. „Wir haben dazu erstmals gezielt das Enzym aus der Schweineleber gewonnen, das die Basis für den zentralen Baustein des neuen Wirkstoffs liefert“, erläutert Schwab den technologischen Durchbruch.

Spiegelbild ausschließen

„Enzyme aus der Schweineleber gelten schon seit langem als Hoffnungsträger in der Chemie. Bisher konnte aber niemand das Enzym in der richtigen Form und in industriell brauchbaren Mengen herstellen“, so Biotechnologe Harald Pichler. „Die Schwierigkeit liegt unter anderem darin, dass viele pharmazeutische Moleküle auf chiralen Molekülen basieren.“ Chiral sind Moleküle, die in ihrer Struktur quasi ein „Spiegelbild“ aufweisen.

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„Verwendet man den falschen Wirkstoff, kann dieser mitunter fatale unerwünschte Nebenwirkungen bringen“, verweist Pichler etwa auf das Beispiel des Beruhigungsmedikaments Contergan, das vor rund fünfzig Jahren zu Fehlbildungen an tausenden Neugeborenen geführt hatte. „Durch unsere neue Technologie, die ‚Alternative Schweineleber-Esterase’ können wir gezielt das für den Wirkstoff benötigte chirale Molekül herstellen.“

Neues Medikament schon im Handel

Die Forscher legten damit den Grundstein für ein neues Medikament mit großem Hoffnungspotenzial: Das neue Heilmittel gilt als gut verträglich und eignet sich vor allem für Patienten mit mäßig überhöhtem Blutdruck. Der Wirkstoff hält sich zudem lange im Körper, Patienten müssen das Medikament daher seltener einnehmen als vergleichbare Präparate. In den USA ist der neue Blutdrucksenker bereits am Markt. In Europa genehmigte die Europäische Kommission den Arzneistoff im August.

(idw – Technische Universität Graz, 22.01.2008 – DLO)

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