Tropische Schützenfische sind bekannt als geschickte Jäger. Sie erlegen ihre Beute mit einem gezielten Wasserstrahl, den sie mit Hochdruck über Distanzen von bis zu zwei Metern schießen können. Um danach an ihr Futter zu kommen, müssen die Fische allerdings eine ganze Reihe hoch komplexer Entscheidungen treffen – ein Prozess, der laut einer neuen Studie in einem erstaunlich kleinen Netz von Nervenzellen im Gehirn abläuft. Die Biologen berichten über ihre Experimente in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science.
Haben Schützenfische ihre Futtertiere mit einem Strahl getroffen, fällt das getötete Insekt ins Wasser und ist leichte Beute für seinen Jäger. Doch die Konkurrenz schläft nicht: Damit ihm andere Fische die Beute nicht abjagen, muss der Schütze möglichst genau vorhersehen, an welcher Stelle sein Futter auf die Wasseroberfläche auftreffen wird, und es blitzschnell ansteuern. Diese Entscheidung treffen die Schützenfische in nur wenigen Augenblicken – im Durchschnitt 40 Millisekunden.
Schusswinkel und Position der Beute unwichtig
Informationen wie der Schusswinkel oder die Position der Beute vor dem Abschuss haben keine Bedeutung für die Berechnungen, sagen die Zoologen Stefan Schuster und Thomas Schlegel von der Universität Erlangen-Nürnberg. Die Fische orientieren sich einzig an der Bewegung der Insekten im Fall. Das zeigen Versuche der Erlanger Wissenschaftler, in denen die Fische unter anderem ihr Futter erst sehen konnten, als es ins Wasser fiel.
Erste Berechnungen schon auf der Netzhaut?
Selbst wenn zwei Beuteobjekte gleichzeitig starteten, entschieden sich die Fische blitzschnell für dasjenige, zu dem sie eine kürzere Stecke zurücklegen mussten. Die Schützenfische reagierten stets mit gleicher Schnelligkeit auf ihre Beute. Aufgrund dieser Ergebnisse vermuten Schuster und Schlegel, dass dieser Prozess in einem sehr kleinen neuronalen Schaltkreis stattfindet, die ersten Berechnungen vielleicht sogar schon auf der Netzhaut stattfinden.
(idw – Universität Erlangen-Nürnberg, 21.01.2008 – DLO)