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Biotechnologie

Menschlicher Embryo aus Hautzellen geklont

Kalifornische Biotech-Firma meldet Durchbruch in der menschlichen Klonforschung

Fünf Tage alter Embryo (Blastozyste) © public domain

Ein Forscherteam einer Gentechnikfirma in Kalifornien soll erstmals einen menschlichen Embryo aus einer gespendeten Eizelle und der DNA aus der Hautzelle eines Erwachsenen geklont haben. Sollte sich dies bewahrheiten, stellt dies nicht nur einen Durchbruch in der Biotechnologie dar, sondern wirft auch erneut ethische Fragen auf.

In ihrem in der Online Ausgabe der Fachzeitschrift „Stem Cells“ veröffentlichten Bericht sprechen die Forscher der Stemagen Corporation von einem entscheidende Schritt hin zum therapeutischen Klonen, der maßgeschneiderten, patientenspezifischen Behandlungen beispielsweise bei Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson oder bei Querschnittslähmungen. Denn mit Hilfe des neuen Verfahrens lassen sich aus dem so gezüchteten Embryo gezielt Stammzellen mit der genetischen Ausstattung des Hautzellspenders gewinnen.

In Deutschland hat das Bekanntwerden des Klonexperiments am Menschen die Debatte um die Forschung mit Stammzellen neu entfacht. Ein Sprecher von Bundesforschungsministerin Annette Schavan äußerte am Freitag früh gegenüber der „Berliner Zeitung“: „Klar ist aber, dass therapeutisches Klonen in Deutschland nicht erlaubt ist und dies auch so bleibt.“ Das Ministerium wolle die Angaben aus Kalifornien zunächst genau prüfen. Auswirkungen auf die laufende Debatte um eine Lockerung des Stammzellgesetzes erwarte die Ministerin nicht.

Klonen nach der „Dolly-Methode“

In den Experimenten nutzten die Forscher die Methode des so genannten somatischen Zellkerntransfers, ein Verfahren, das in ähnlicher Form bereits bei Klonschaf Dolly angewendet wurde. Dabei entfernten die Wissenschaftler zunächst den Kern von reifen Eizellen, die bei Behandlungen zur künstlichen Befruchtung übriggeblieben und von Frauen gespendet worden waren. In diese entkernten Eizellen wurde dann DNA aus adulten Hautzellen, so genannten Fibroblasten, eines Mannes injiziert. Durch spezielle Behandlung und Versuchsbedingungen wurde die Verschmelzung der Spender-DNA mit der Eizellhülle erreicht.

Von den zahlreichen solcherart kombinierten Zellen entwickelten sich nur einige bis zum Stadium der Blastozyste, dem Stadium, in dem der Zellklumpen durch Teilungen wächst und beginnt, sich zu differenzieren. Er wird hohl und die Vorläufergewebe der Plazenta, der Embryohülle und des Embryos selbst bilden sich.

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Mitochondriale DNA als Beweis für erfolgreiches Klonen

Um festzustellen, ob der resultierende Embryo tatsächlich die genetische Information der Spenderhautzelle trägt, führten die Forscher verschiedenen Tests durch. Drei der Embryos sollen dabei tatsächlich die gleiche DNA wie der männliche Zellspender aufweisen. In einem der drei Fälle fand sich zusätzlich ein anderer Typ DNA, der von den Mitochondrien, außerhalb des Zellkerns liegenden Zellbestandteilen sowohl der Eizelle aus auch der Hautzelle stammt.

Solche mitochondriale DNA gilt als essenzieller Beweis für ein erfolgreiches Klonen, da sie belegt, dass Eizellhülle und Hautzellkern tatsächlich verschmolzen sind. Im Falle der angeblichen Klonembryonen eines südkoreanischen Labors fehlte dieser Beweis. Um sich gegen Fälschungsvorwürfe abzusichern, präsentierten die Wissenschaftler der Stemagen Corporation ihre Ergebnisse und Laborberichte nach eigenen Angaben einer unabhängigen Kommission und holte sich die Bestätigung der genetischen Tests bei einem weiteren, unabhängigen Labor ein.

„Diese Studie demonstriert zum ersten Mal, dass der somatische Zellkerntransfer eingesetzt werden kann, um menschliche Blastozysten zu klonen, indem ein bereits ausdifferenzierter adulter Zellkern durch Eizellen reprogrammiert wird“, erklären die Forscher in ihrem Artikel. Ihrer Ansicht nach verdanken sie ihren Erfolg einigen technischen Faktoren, aber auch der Verwendung von frischen, nicht eingefrorenen Spender-Eizellen

Noch keine Stammzellen gewonnen

Doch auch die Wissenschaftler selbst räumen ein, dass weitere Forschung nötig sein wird, um ihre Ergebnisse zu bestätigen und nachzuvollziehen: „Die Daten, die wir präsentieren, sind in keinster Weise das letzte Wort zu diesem Thema“, so Andrew J. French von der Stemagen Corporation. „Wir glauben, dass es nur eine von vielen Publikationen von zahlreichen Forschern sein wird, die mithilfe verschiedenster Methoden ähnliche Experimente durchführen.“

Noch haben die Forscher zwar mit ihrem Embryo das Blastozystenstadium erreicht, der für das therapeutische Klonen entscheiden Schritt steht jedoch noch aus. „Diese Forscher haben zum ersten Mal geklonte Embryonen bis zum Blastozystenstadium gebracht“, erklärt Miodrag Stojkovic, einer der Herausgeber der Zeitschrift „Stem Cells“. „Aber die Ergebnisse sind noch vorläufig, den es sind keine Stammzelllinien aus den geklonten Embryonen gewonnen worden. Das müsste nun versucht werden.“

Mehr dazu auch in unserem Special

(Stem Cells, 18.01.2008 – NPO)

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