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Paläontologie

Dinosaurier hatte Schnauze wie ein Krokodil

Schädelanatomie verrät bevorzugtes Fressverhalten

Modell der Baryonyx-Schnauze (braun) mit rekonstruierten Zähnen (gelb) © Emily Rayfield

Baryonyx lebte vor 125 Millionen Jahren, fraß am liebsten Fisch und hatte zwei gewaltige Klauen an den Händen. Dass der seltsame Dinosaurier zudem auch noch eine Schnauze wie ein Krokodil besaß und auch ähnlich wie ein solches fraß, haben Wissenschaftler erst jetzt mithilfe modernster Computermodellierungstechnologie herausgefunden.

Entdeckt wurde der Schädel des Baryonyx walkeri bereits 1983 durch einen Amateursammler, William Walker, in der Nähe des Ortes Dorking im britischen Surrey. Eingestuft als Bewohner der frühen Kreidezeit und zur Gruppe der Spinosaurier gehörend, wies das Fossil jedoch gleich einige ungewöhnliche Mermale auf.

Krokodilsschnauze und Fischschuppen

Der Schädel war extrem länglich, mit einer gebogenen Kieferlinie ähnlich denen großer Alligatoren und Krokodile, aber untypisch für Dinosaurier. Auch die Zähne waren nicht etwa sägemesserartig gekerbt wie die der fleischfressenden Saurier, sondern kompakt und konisch. Sie bildeten an der Schnauzenspitze zudem auch noch eine Rosette, wie sie heute beispielsweise der in Indien beheimatete Fisch fressende Gharial besitzt.

„Bei der Ausgrabung wurden teilweise verdaute Fischschuppen und Zähne und ein Dinosaurierknochen in der Magenregion des Tieres gefunden“, erklärt Emily Rayfield, Paläontologin an der Universität von Bristol. „Das belegt, dass dieser Dinosaurier zumindest einen Teil seiner Zeit Fisch fraß. Zudem hatte er einen sehr ungewöhnlichen Schädel, der halb einem Dinosaurier, halb einem Krokodil glich. Deshalb wollten wir herausfinden, wem er strukturell und funktionell mehr ähnelt – einem Dino oder einem Krokodil.“

Stressmodell verrät Belastungspunkte

Rayfield und ihre Kollegen nutzten dafür modernste Computermodellierung, die normalerweise eher im Zusammenhang mit der computergestützten Entwicklung von sicheren Fahrzeugkarosserien oder anderen technischen Bauteilen eingesetzt werden. „Wir nutzten eine Technik die als finite Elemente Analyse bezeichnet wird und Stress und Druck in einer Struktur visualisiert“, erklärt die Forscherin. Die Baryonyx-Schädelknochen wurden durch Kollegen der Ohio Universität in den USA eingescannt und digital rekonstruiert, so dass die Wissenschaftler die innere Anatomie des Schädels erkennen konnten.

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„Wir haben dann digitale Schnauzenmodelle von Baryonyx, einem zu den Theropoden gehörenden Dinosaurier, einem Alligator und dem Fisch fressenden Gharial eingesetzt um zu beobachten, wie jede Schnauze beim Fressen belastet war.“ Die Aufnahmen der Strukturen unter Stress wurden dann miteinander verglichen.

Fressverhalten wie Gharial

Die Ergebnisse zeigten, dass das Fressverhalten von Baryonyx sich deutlich von dem eines typischen fleischfressenden Dinosauriers, aber auch von dem eines Alligatoren unterschieden haben muss. Ähnlichkeiten gab es dagegen zur Schnauze des Gharial, so dass dies ebenso wie die Nahrungsreste am Fundort für eine sehr fischlastige Ernährung des Dinosauriers sprach.

„Die Daten enthüllen, dass Baryonyx und der Gharial ihre ähnliche Ernährungsweise unabhängig voneinander entwickelt haben und ihre Schädel zwar der gleichen Funktion dienen, aber doch leicht unterschiedlich ausgeprägt sind. Das zeigt, dass es in einigen Fällen mehr als eine evolutionäre Lösung für das gleiche Problem gibt.“

(University of Bristol, 16.01.2008 – NPO)

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