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Biologie

Affen können kopfrechnen

Makaken lösen Additionsaufgaben fast so gut wie Collegestudenten

Auch Affen können kopfrechnen. © Creative Commons 2.5

Affen können nicht nur einfache praktische Aufgaben bewältigen, sie können auch kopfrechnen: In Experimenten führten Makaken mentale Additionen fast genau so gut durch wie Collegestudenten. Sie lösten die Aufgaben gleich schnell und machten nur wenig mehr Fehler, wie amerikanische Forscher in der Fachzeitschrift „PloS Biology“ berichten.

Sowohl Menschen als auch viele Tiere besitzen die Fähigkeit, Zahlen mental zu repräsentieren und zu vergleichen. So erkennen beispielsweise sowohl Kleinkinder als auch Affen bereits den Unterschied zwischen vier und acht Objekten und können jeweils zeigen, welche Gruppe mehr Objekte enthält. Bisher aber war nicht klar, ob Tiere auch echte arithmetische Aufgaben bewältigen können.

„Wir wissen, dass Tiere Mengen erkennen können, aber es gibt weitaus weniger Belege dafür, dass sie auch explizite mathematische Aufgaben, wie beispielsweise Additionen, lösen können“, erklärt Neurowissenschaftlerin Jessica Cantlon, die gemeinsam mit Elizabeth Brannon, Professorin kognitive Neurowissenschaft an der Duke Universität die Studie durchführte.

Ähnliche Ergebnisse – ähnliche Probleme

Cantlon und Brannon entwickelten ein Experiment, bei dem Makaken auf einem Touchscreen eine variable Anzahl von Punkten gezeigt bekamen. Diese Punkte wurden dann entfernt und ein neues Bild erschien, mit einer anderen Anzahl von Punkten. Das dritte Bild war das entscheidende: Hier waren zwei unterschiedliche Punktmengen in zwei Kästen zu sehen. Eine davon enthielt genau die Summe der beiden zuvor gezeigten Punktbilder, die andere eine davon abweichende.

Berührten die Affen die Box mit der korrekten Summe, erhielten sie eine Belohnung. Den gleichen Test führten die Forscherinnen anschließend mit Collegestudenten durch. Sie wurden aufgefordert, die korrekte Summ zu wählen, ohne die einzelnen Punkte zu zählen.

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Das Ergebnis: Die durchschnittliche Lösungszeit war bei Affen und Studenten gleich, beide brauchten ungefähr eine Sekunde um sich für eine der beiden Summen zu entscheiden. Die Collegestudenten lagen dabei mit rund 94 Prozent korrekten Lösungen zwar leicht vor den Affen mit 76 Prozent, aber klar war dennoch: Auch die Makaken beherrschen die Kunst der Addition.

Interessanterweise verschlechterte sich die Leistung beider Gruppen gleichermaßen, wenn die beiden zu Auswahl stehenden Summen sehr nahe beieinander lagen. „Wenn die korrekte Summe elf war und die Box mit der falschen Summe zwölf Punkte enthielt, brauchten sowohl die Affen als auch die Studenten mehr Zeit für die Antwort und machten mehr Fehler”, erklärt Cantlon. „Wir nennen dies den Verhältnis-Effekt. Bemerkenswert ist dabei, dass beide Gruppen in gleichem Maße durch diesen Effekt beeinflusst wurden.“

Gemeinsame Wurzel – unterschiedliche Weiterentwicklung

Dass sowohl Affen als auch Menschen die Fähigkeit zum Addieren teilen, deutet daraufhin, dass solche grundlegenden mathematischen Leistungen zum gemeinsamen evolutionären Erbe beider gehören könnten. Menschen ergänzten diese arithmetischen Fähigkeiten später durch Sprache und Schrift, was die Art, wie wir heute Zahlen repräsentieren, deutlich veränderte.

„Ein Großteil der mathematischen Kapazität der meisten erwachsenen Menschen beruht auf der Fähigkeit, numerische Konzepte mithilfe von symbolischer Sprache zu repräsentieren“, so Brannon. „Ein Affe kann den Unterschied zwischen 2.000 und 2.001 nicht erkennen. Unsere Arbeit hat aber gezeigt, dass sowohl Menschen als auch Affen im Kopf Zahlen manipulieren können, um Summen individueller Objekte annähernd zu repräsentieren.“

(Duke University Medical Center, 31.12.2007 – NPO)

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