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Bildung

2017: Weniger ich – mehr wir

Delphi-Studie prognostiziert Wertewandel in Deutschland

Delphi-Studie © GIM

„Weniger Ich – mehr Wir“ – so könnte zukünftig eine der neuen Grundorientierungen der Deutschen lauten. Dann jedenfalls, wenn die Erkentnisse der Studie „Delphi2017 – Was Menschen morgen bewegt“, zutreffen. Sie prognostiziert eine langfristige Veränderung der gesellschaftlichen Werte in Deutschland.

An der Studie „Delphi2017 – Was Menschen morgen bewegt“ haben mehr als 40 Experten aus Deutschland und sechs weiteren Ländern mitgewirkt. IN Deutschland wurde sie von der GIM Gesellschaft für innovative Marktforschung in Heidelberg durchgeführt. Die Ergebnisse der Prognosen basieren auf einer zweistufigen qualitativen Befragung. Weil die Werteentwicklungen international verglichen wurden, entstand ein Bild des gesellschaftlichen Lebens in Deutschland, Russland, USA, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien für den Zeitraum der nächsten zehn Jahre.

Fünf Grundprinzipien

In ihren Befragunge identifizierten die Forscher fünf zukunftsrelevante Grundorientierungen, die in den nächsten zehn Jahren für Lebensbereiche wie Gesundheit, Bildung, Arbeit und Familie prägend sein werden:

1. Managing Dutility: Funktionieren im System

2. Living Substance: Zurück zum Wesentlichen

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3. Embedding Individuality: Weniger Ich – mehr Wir

4. Creating Lifeholder Value: Gestalten und Partizipieren

5. Engaging in a Sane Society: Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung

Die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts waren von Individualisierung, Differenzierung und Pluralisierung geprägt. Nun sind die Menschen in Deutschland bereit, sich auf soziale Gemeinschaften einzulassen und ihre Ansprüche an die individuelle Selbstverwirklichung zurückzufahren (Embedding Individuality). Zugleich tritt die soziale Verantwortung wieder in den Vordergrund. Diese ist jedoch frei von Sozialromantik. Vielmehr erscheint sie in Kombination mit konkreten Hoffnungen auf persönliche Benefits (Enganging in a Sane Society).

„Besonders die bürgerliche Mitte wird sich um das Thema ‚Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung‘ neu konstituieren“, lautet ein Resümee der Studie „Delphi2017 – Was Menschen morgen bewegt“, die von den GIM-Forschern Dr. Kerstin Ullrich und Dr. Christian Wenger durchgeführt wurde. Das Thema „Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung“ bietet der von Globalisierung und Reformen gebeutelten Mitte die Chance, eine neue Identität zu entwickeln.

Funktionieren im System statt Individualität

Als weitere Grundorientierung haben die GIM-Forscher das Funktionieren im System (Managing „Dutility“) identifiziert. Dies bezeichnet eine große gesellschaftliche Herausforderung, die jeden einzelnen und alle Schichten der Gesellschaft betrifft: Immer mehr Lebensbereiche müssen in immer weniger Zeit erledigt, organisiert und synchronisiert werden, das Leben ist vollgepackt mit Verpflichtungen, Ansprüchen und Anforderungen.

Die frei zur Verfügung stehende Zeit schrumpft. Die Lebensform „Work Versus Life“ wird zu „Multi-Duty-Life“, in dem „Just in-Time“ und „Always On“ zum Alltag gehören. Das Leben wird zunehmend bestimmt von konsequenter Nutzenorientierung und Effizienzsteigerung. Die Folge: Der Raum für Individualität und Selbstverwirklichung schrumpft.

Rückbesinnung auf das Wesentliche

Der kleiner werdende Freiraum ist ein wichtiger Auslöser für die weitere Grundorientierung „Zurück zum Wesentlichen“ (Living Substance). Die Menschen werden sich wieder stärker nach innen richten, so die GIM-Forscher. Es wird ihnen bewusst, dass sie mit ihren Kräften haushalten müssen. Und sie stellen sich deshalb die Frage, was in ihrem Leben wichtig und wesentlich ist. Sie sehnen sich nach Sicherheit, Orientierung und Verlässlichkeit. Hinzu kommt der Wunsch, das eigene Leben stärker in die eigene Hand zu nehmen.

Es findet eine Änderung der Einstellung statt: vom Akzeptieren der auferlegten Eigenverantwortung (Rückzug des Staates) und der Verpflichtungszwänge zu einer selbstbestimmten Eigenverantwortung. Als Mitglieder der Gesellschaft wollen die Menschen wieder stärker gestalten und partizipieren, weniger in traditionellen Formen des Engagements (Vereine, Kirche), sondern punktuell und situativ. Sie sind dabei geleitet sowohl von persönlichen als auch beruflichen Interessen (Creating „Lifeholder Value“). Partizipieren heißt heute schon, mit anderen etwas zu bewegen und zugleich in eigener Sache zu handeln.

(GIM Gesellschaft für innovative Marktforschung, 31.12.2007 – NPO)

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