Bislang gab es zwei Möglichkeiten, Weihnachtskipferl nach Vanille schmecken zu lassen: Entweder man nahm teure Vanilleschoten oder man behalf sich mit künstlichem Vanille-Aroma, für dessen Herstellung jedoch Erdöl verwendet wird. Österreichische Forscher sind jetzt auf eine dritte Möglichkeit gestoßen: Sie haben eine neue Methode entwickelt, mit der sich Vanillin umweltfreundlich, biologisch und vor allem einfach herstellen lässt – und zudem auch noch vollkommen gleich wie ursprüngliche Vanille schmeckt.
„Wir sind durch Zufall auf unsere Erfindung gestoßen“, sagt Professor Wolfgang Kroutil vom Institut für Chemie der Uni Graz. Gemeinsam mit seinem Team gelang es ihm, die Produktion von Vanillin komplett „umzumodeln“. „Wir fanden eine Alternative für ein gängiges chemisches Verfahren, das nur unter extrem gefährlichen Bedingungen – Ozon, explosiver Wasserstoff, organische Lösungsmittel und eine Temperatur von minus 78 Grad Celsius – in Spezialapparaturen abgelaufen ist“, erläutert Kroutil.
Chemielabor Küche?
Die neu entdeckte Methode macht dies einfach: „Wir brauchen lediglich ein wässriges Milieu, einen Biokatalysator, Luftsauerstoff und Raumtemperatur. Und der Vorgang kann in jedem Gefäß und in jeder Umgebung vollzogen werden“, sagt der Chemiker. Dieses Verfahren wurde jetzt auch für die Herstellung von Vanillin angewendet – theoretisch ließe sich daher der Aromastoff somit auch in der eigenen Küche herstellen.
Das Interessante dabei: Das dabei entstehende Vanillin ist ein natürlicher Aromastoff, dessen Molekül völlig gleich aussieht wie jenes in der Vanilleschote. Hergestellt wird es aus einer so genannten natürlichen Aroma-Vorstufe, der Ferulasäure, die man beispielsweise in Weizenkleie oder Maispflanzen findet. „Die Säure wird dann nach einer Vorbehandlung mit einem Biokatalysator versetzt, der in ganz gewöhnlichem Meerrettich, dem Kren, zu finden ist. Das Ergebnis daraus ist ’natürliches‘ Vanillin.“
Weniger Energie, kein Ozon
Vorteilhaft an der neuen Methode ist vor allem die Umweltverträglichkeit: „Weniger Energie für Kühlung, kaum Lösungsmittel, kein Ozon“, zählt Kroutil auf. „Damit gehen wir weg von der so genannten ,Schlotchemie‘ und beschreiten umweltfreundliche Wege zu einer grünen Chemie.“
Auch auf den Preis wirkt sich dies aus: „Das Vanillekipferl wird davon vermutlich nicht billiger – aber im Großhandel sollte die günstigere Methode schon spürbar sein.“ Interesse seitens der Industrie ist auf jeden Fall vorhanden: „Wir haben ein Patent für unsere Erfindung hinterlegt – und sämtliche großen Aromaproduzenten haben bereits Interesse daran bekundet“, freuen sich die Chemiker.
(idw – Universität Graz, 20.12.2007 – DLO)