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Biologie

Ende der Korallenriffe bis 2100?

Versauerung des Meeres gefährdet 98 Prozent der Riffe weltweit

Aragonit-Sättigung des Meerwassers bei 280 ppm (1750), 380 ppm (2007) und 550 ppm (2050). Eine Sättigung größer als 3,5 (blau) ist optimal für Korallen. © Ken Caldeira

Das vom Menschen freigesetzte Kohlendioxid heizt nicht nur die Erdatmosphäre auf, es verändert auch die Chemie der Ozeane. Für die Korallenriffe der Erde könnte dies schon bald fatal enden: Eine jetzt in „Science“ erschienene Studie amerikanischer Forscher belegt, dass Mitte dieses Jahrhunderts 98 Prozent der heutigen Riffhabitate in Wassergebieten liegen werden, die für ein Korallenwachstum zu sauer sind.

Die Meereschemiker Ken Caldeira und Long Cao von der Carnegie Institution basierten ihre Arbeit auf einer Computersimulation, in der sie die chemischen Veränderungen des Meerwassers unter unterschiedlichen CO2-Gehalten der Atmosphäre modellierten. Die untersuchten CO2-Werte reichten dabei von 280 parts per million (ppm), das entspricht der Konzentration vor Beginn der Industrialisierung, bis hin zu 5.000 ppm. Aktuell liegt die CO2-Konzentration etwa bei 380 ppm und steigt aufgrund der Verbrennung fossiler Brennstoffe rapide weiter an.

CO2-Absorption macht Meerwasser sauer

„Rund ein Drittel des Kohlendioxids der Atmosphäre wird von den Ozeanen absorbiert”, erklärt Caldeira. „Das hilft zwar, die Erwärmung durch den Treibhauseffekt zu bremsen, ist aber gleichzeitig eine große Belastung und Verschmutzung der Meere.“ Das absorbierte CO2 wird im Meerwasser zu Kohlensäure und führt dazu, dass sich bestimmte kohlenstoffhaltige Minerale stärker im Meerwasser lösen. Das gilt in besonderem Maße für Aragonit, das Mineral, das Korallen und viele andere Meeresorganismen in ihre Skelette einbauen.

„Vor der industriellen Revolution wurden 98 Prozent der Korallenriffe von Meerwasser umspült, das 3,5-mal mit Aragonit übersättigt war. Das bedeutete, dass die Korallen es leicht extrahieren konnten um ihre Riffe zu bauen“, erklärt Cao. „Aber wenn das atmosphärische CO2 sich bei 550 ppm stabilisiert – und selbst das bräuchte konzertierte internationale Maßnahmen, um das zu erreichen – dann würde keines der heute existierenden Riffe noch solche Bedingungen vorfinden.“ Eines der ersten Opfer der Ozeanversauerung wären nach Angaben der Forscher das Great Barrier Reef vor Australien und die Riffe in der Karibik.

Noch drastischere CO2-Reduktionen erforderlich

Da die chemischen Effekte des CO2 auf den Ozean größtenteils unabhängig von der Klimaentwicklung sind, sind alle Klimaschutzbemühungen, die nicht die Reduktion von Treibhausgasemissionen als Ziel haben, zwar nett für das Klima, aber nutzlos für den Ozean und die Korallen. Tatsächlich sind die Forscher der Ansicht, dass die bevorstehenden chemischen Veränderungen im Ozean sogar noch drastischere CO2-Minderungen erfordern als nur der Klimawandel für sich genommen.

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„Diese Veränderungen kommen zu einer Zeit, wenn die Riffe ohnehin bereits durch den Klimawandel, die Überfischung und die Meeresverschmutzung stark geschädigt sind“, so Caldeira. „Wenn wir nicht bald Maßnahmen ergreifen, gibt es eine sehr reale Wahrscheinlichkeit, dass die Korallenriffe – und alles Leben in ihnen – dieses Jahrhundert nicht überleben werden.“

(Carnegie Institution, 17.12.2007 – NPO)

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