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Medizin

Krebs nach Genpanne

Forscher enträtseln Mechanismus des Tumorwachstums

Das Gen Fhit spielt beim Schutz vor Krebserkrankungen eine wichtige Rolle. Fällt es aus, kann sich ein Tumor entwickeln. Warum das so ist und was dieses Gen genau tut, haben jetzt Berliner Krebsforscher herausgefunden. Ihre Studie wurde in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Science veröffentlicht.

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Normalerweise funktioniert das Gen Fhit als Tumorsuppressor. Es unterdrückt Krebserkrankungen. Schon länger war es jedoch als Schwachstelle im Erbgut bekannt. Zellbiologische Untersuchungen brachten ans Licht, dass dieses Gen bei bis zu 60 Prozent der Patienten mit Leberkrebs und ebenso vielen Patienten mit Speiseröhrentumoren zerstört ist. Auch bei Lungen-, Darm-,

Gebärmutter- und Brustkrebs spielt es häufig eine Rolle.

„Das Gen reagiert extrem empfindlich auf krebsauslösende Umweltfaktoren wie Nikotin“, erklärt Professor Otmar Huber vom Institut für Laboratoriumsmedizin und Pathobiochemie am Charité Campus Benjamin Franklin. Mit seiner Arbeitsgruppe konnte er jetzt feststellen, weshalb Fhit für den Schutz vor Krebs so wichtig ist.

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Das Gen Fhit enthält die Erbinformation für das gleichnamige Eiweiß. Dieses Protein ist in der Lage, mit Catenin, einem für den Zellaufbau zentralen Molekül, zusammen zu wirken. Fhit steuert Catenin, so dass die Herstellung einer Vielzahl von Proteinen gehemmt wird, die zu unkontrolliertem Zellwachstum führen. „Wenn Fhit nicht mehr funktioniert, entstehen gerade diese Eiweiße in großen Mengen“, erklärt Huber. „Dann wachsen die Zellen verstärkt und das führt häufig zu einem Tumor.“

Hoffnung durch Gentherapie?

„Damit sind neue Therapiestrategien näher gerückt, wie man mit Hilfe dieses Proteins das krebsartige Wachstum von Zellen hemmen könnte“, so der Forscher. Durch Einbringen eines gesunden Fhit-Gens in Krebszellen ist es der Forschergruppe gelungen, die Produktion dieser Proteine zu hemmen und das für Tumorzellen typische unkontrollierte Wachstum zu verringern. Dabei schalten die entarteten Zellen dann ein Programm ein, das sie absterben lässt.

„Hier liegt der Hoffnungsschimmer“, so Huber. „Wenn diese Strategie beim Menschen auch funktioniert, könnte man in Zukunft in bestimmten Fällen das Tumorwachstum verhindern oder zumindest hemmen.“ Doch ein Allheilmittel gegen Krebs sei auch das nicht, warnt er. „Es gibt viele Genmutationen, die zu Tumoren führen können. Fhit ist längst nicht in allen Fällen beteiligt.“

(Charité-Universitätsmedizin Berlin, 12.12.2007 – NPO)

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