Einer neuen wirkungsvollen Therapie gegen Krebs sind deutsche Wissenschaftler auf der Spur. Sie wollen in einem Projekt herausfinden, wie die Bakterienart Salmonella typhimurium gegen bösartige Tumoren im Darm eingesetzt werden kann. Schon seit 150 Jahren ist bekannt, dass manche Mikroorganismen Tumoren gezielt besiedeln und zerstören können.
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„Manche Bakterien siedeln sich nach Verabreichung ins Blut gezielt im Krebsgewebe an, wodurch dieses zerstört wird“, erklärt Dr. Siegfried Weiß vom Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Ein Grund für die Anreichung dieser Mikroorganismen im Tumor ist vermutlich, dass sie sauerstoffarme Verhältnisse für ihr Wachstum benötigen. Und dieses Milieu ist in einem Tumor leichter zu finden als in gesundem Gewebe.
Bakterienvermehrung zerstört Tumore
„Die Erreger zerstören die Krebszellen zum einen bereits dadurch, indem sie sich im Tumor vermehren“, erklärt Weiß. „Zum anderen vermuten wir, dass die Einzeller eine starke Immunreaktion auslösen, so dass die körpereigene Abwehr auch gegen den Tumor vorgeht.“ Wie die Bakterien den Weg zum Krebsgeschwür finden und auf welche Weise sie den Tumor tatsächlich bekämpfen, ist jedoch noch weitgehend unklar.
Im Rahmen des von der Deutschen Krebshilfe geförderten Forschungsprojekts will der Braunschweiger Wissenschaftler jetzt die Mechanismen auf Zellebene genauer aufklären. Sein Ziel ist es, das Einwandern und die Verbreitung der Bakterien im Tumor zu verbessern und damit auch das therapeutische Potenzial der Einzeller zu erhöhen.
Durchfall-Erreger im Einsatz
Dazu untersucht die Arbeitsgruppe um Weiß zunächst modellhaft, wie sich der Durchfall-Erreger Salmonella typhimurium in Mäusen mit Darmkrebs verhält und den Tumor zerstört. „Wir wollen eine Bakterien-vermittelte Krebstherapie entwickeln, die in Zukunft auch bei anderen Krebsarten als wirksame Ergänzung zu herkömmlichen Behandlungsmöglichkeiten eingesetzt werden kann“, erklärt Weiß.
Beim Menschen würden abgeschwächte Erreger angewendet, die für den Organismus ungefährlich sind. Wie die Mikroorganismen am besten ausgestattet werden können, damit sie keine unerwünschten Nebenwirkungen hervorrufen, bedarf aber noch weiterer Forschung.
(idw – Deutsche Krebshilfe, 04.12.2007 – DLO)