Forscher am GSF – Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit haben erstmals gezeigt, dass das Wachstum von Tumoren, die durch das Epstein-Barr-Virus ausgelöst wurden, mithilfe eines kleinen Moleküls blockiert werden kann. Sie berichten über diesen „small molecule Inhibitor“ in der Fachzeitschrift „Virology“.
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Das Epstein-Barr-Virus (EBV) ist eines der wenigen Viren, das bei der Entstehung von menschlichen Tumoren nachweislich eine entscheidende Rolle spielt. Hier sind das Hodgkin-Lymphom zu nennen, aber auch lebensbedrohliche lymphoproliferative Erkrankungen nach Organtransplantationen. Auch das Nasopharynx-Karzinom kann durch EBV ausgelöst werden.
„Durch das Forschungsprojekt konnte die entscheidende funktionale Rolle eines zellulären Signalwegs für die Zelltransformation durch das Virus gezeigt werden“, erklärt Dr. Arnd Kieser, Leiter der Arbeitsgruppe „Signaltransduktion“ am GSF. Dieser ist essentiell für die Vermehrung von infizierten Zellen.
Erfolge im Mausmodell
Daraufhin konnten die Wissenschaftler mit Erfolg Hemmstoffe des Enzyms Jun-Kinase (JNK) im Mausmodell bei der Behandlung von EBV-induzierten Tumoren einsetzen. Bei dem Molekül handelt es sich um eine organische Stickstoffverbindung aus der Klasse der Anthrapyrazolone.
Die Forscher haben zudem herausgefunden, dass ein wichtiger Faktor der Wirtszelle als Zielstruktur dient und nicht, wie sonst üblich, ein virales Protein. Dies hat den Vorteil, dass sich das Virus sehr viel schlechter durch Mutation der Behandlung entziehen kann.
Bald neue Behandlungsansätze?
Kiesers Gruppe arbeitet seit Jahren an intrazellulären molekularen Signalwegen und Interaktionen mit Proteinen, die das LMP1-Onkogen des Epstein-Barr-Virus in den Zielzellen des Virus induzieren. Dabei konnte bereits früher der so genannte JNK-Signalweg als Ziel der LMP1-Signaltransduktion identifiziert werden.
Die Arbeiten zeigen, dass durch hypothesengetriebene Grundlagenforschung potenzielle Zielstrukturen für die Behandlung virusinduzierter maligner Erkrankungen identifiziert werden können. „Unsere Resultate sind wichtige Teilschritte für mögliche Behandlungsansätze“, ergänzt Kieser.
(idw – GSF – Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit, 26.11.2007 – DLO)