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Bildung

Sport macht schlau

Studie belegt positive Wirkung sportlicher Aktivität auf den Bildungserfolg

Jugendliche, die regelmäßig Sport treiben, erreichen höhere Bildungsabschlüsse als ihre bewegungsscheuen Altersgenossen. Diesen Zusammenhang hat jetzt eine neue Studie erstmals für Deutschland nachgewiesen. Danach erhöht die Teilnahme an außerschulischen Sportangeboten die Wahrscheinlichkeit, die Hochschulreife zu erlangen oder ein Universitätsstudium erfolgreich zu absolvieren, um jeweils bis zu sechs Prozent.

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Dass Eigenschaften wie Teamgeist, Disziplin oder Durchhaltevermögen durch Sport gefördert werden, ist hinlänglich bekannt. Häufig wird allerdings unterstellt, die auf dem Sportplatz oder in der Turnhalle verbrachte Freizeit gehe zu Lasten des Lernpensums und wirke sich eher negativ auf die schulischen Leistungen aus. Diese Einschätzung wurde für die USA bereits in früheren Studien durch amerikanische Wissenschaftler widerlegt: Sie fanden heraus, dass Sportler weniger Zeit für „schädliche“ Aktivitäten wie Fernseh- oder Genussmittelkonsum aufwenden und die Schule somit nicht zwangsläufig zu kurz kommt.

Steigerung der Bildungsproduktivität

Die jetzt vorgelegte Studie von Thomas Cornelißen und Christian Pfeifer vom Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) geht der Frage nach, ob sich die US-Ergebnisse auch auf Deutschland übertragen lassen. „Ein entscheidender Unterschied der Systeme besteht darin, dass der Wettkampfsport in den USA ein fester Bestandteil des Schullebens ist, während er hierzulande fast ausschließlich in den örtlichen Vereinen stattfindet“, erläutert Pfeifer. Die Analysen gelangen dennoch zum gleichen Resultat: Auch der außerschulische Sport wirkt sich durchweg positiv auf die Bildungsproduktivität aus.

Für ihre Studie konnten die beiden an der Leibniz Universität Hannover tätigen Autoren aktuelle Umfragedaten des „Sozio-oekonomischen Panels“ auswerten. Diese repräsentative Erhebung wird jährlich in Deutschland durchgeführt und enthält seit dem Jahr 2000 auch Fragen zum Thema Sport. Von den über 6000 Befragten aller Altersgruppen gaben 64 Prozent der Männer und 44 Prozent der Frauen an, während ihrer Schulzeit sportlich aktiv gewesen zu sein.

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Frauen profitieren besonders

Besonders ausgeprägt ist der positive Effekt übrigens bei weiblichen Sportlern. Dies erklären die Ökonomen damit, dass sich sportlich aktive Frauen mit gesteigertem Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen dem Wettbewerb mit Männern stellen – ob im Klassenverband oder bei der Bewerbung um eine Lehrstelle.

Denn aus experimentellen Studien ist bekannt, dass Frauen von Natur aus Wettbewerbssituationen eher scheuen als Männer. So nahm auch nur rund die Hälfte der befragten weiblichen Sportler während der Schullaufbahn an Wettkämpfen teil, während dies auf drei Viertel der männlichen Sportler zutrifft.

Zu viel Sport schadet

Zu viel Sport kann den festgestellten positiven Effekt allerdings schmälern: Wer Leistungssport betreibt, ist zumindest bei den höheren Bildungsabschlüssen kaum erfolgreicher als ein Sportmuffel. Offenbar lässt sich die lernintensive Vorbereitung auf Abitur oder Examen nicht immer mit den zeitlichen Verpflichtungen eines Wettkampfsportlers vereinen.

Dennoch ist das Fazit der Wissenschaftler eindeutig: Kinder und Jugendliche sollten nicht nur unter gesundheitlichen Aspekten zu sportlicher Aktivität animiert werden, sondern auch zur Steigerung ihrer Bildungs- und Berufsaussichten. Hier sehen die Autoren neben dem Elternhaus nicht zuletzt die Politik in der Pflicht: „Wenn über Möglichkeiten zur Verbesserung des deutschen Bildungssystems diskutiert wird, sollte das Potenzial einer stärkeren Einbindung von Sportangeboten in den Schulalltag nicht unterschätzt werden.“

(idw – Institut zur Zukunft der Arbeit, 15.11.2007 – DLO)

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