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Geowissen

Zu elft quer durch die Antarktis

Forschungs-Expedition „Antarktische Traverse“ beginnt

Das Traverse-Team © Norwegian Polar Institute

Noch in diesem Monat beginnt die antarktische Traverse, eine amerikanisch-norwegische Expedition durch eine der letzten unerforschten Regionen der Erde. Elf Wissenschaftler werden im Rahmen des Internationalen Polarjahres drei Monate lang die Antarktis von der Forschungsstation Troll in Queen Maud Land bis zur Amundsen-Scott-Südpolstation queren und dabei wertvolle Daten sammeln.

Die elf Frauen und Männer der Expedition, ausgerüstet mit vier Transportfahrzeugen und 60 Tonnen Gepäck, sind bereits in der norwegischen Antarktisstation Troll eingetroffen und bereiten sich auf ihre 3.000 Kilometer lange Expedition durch bisher unerforschte Bereiche der Antarktis vor. Drei Monate lang werden sie Eiskerne erbohren, um mehr über das Klima der Vergangenheit an diesen Orten zu erfahren, meteorologische Daten sammeln, Seen unter den Eis kartieren und die Dicke und Bewegungen der Eisdecke messen.

Messdaten über Klima und Eis

„Das ist eine der letzen unerforschten Regionen der Erde, wo es bisher keine direkten Daten über wichtige Parameter wie Temperatur, Eisbewegungen und Niederschläge gibt”, erklärt Jan-Gunnar Winther vom norwegischen Polarinstitut und Leiter des norwegischen Forscherkontingents. „Wir hoffen, Antworten auf eine der großen Klimafragen zu finden: Was geschieht mit dem Eis in der Antarktis?“

Ein wichtiger Teil der Expedition besteht daher darin, sich ein Bild zu machen über die Dicke, Struktur, Veränderungen und Bewegungen des Eises. „Der Meeresspiegel soll noch in diesem Jahrhundert um rund einen halben Meter steigen“, so Winther. „Bisher geht hierfür fast nur die Tatsache ein, dass sich Wasser ausdehnt, wenn es sich erwärmt. Nach Ansicht von Winther ist es bedenklich, dass Mechanismen wie Veränderungen der Eisbewegungsmuster oder der Dynamik in den heutigen Klimamodellen noch gar nicht berücksichtigt sind.

Harte Bedingungen und Leben auf engstem Raum

Das Team muss den Südpol bis zum 28. Januar 2008 erreichen, damit ihre unterwegs gesammelten Proben dann per Flugzeug ausgeflogen werden können. Die Zeit ist daher knapp, der Zeitplan entsprechend eng. Zwölf Stunden Arbeit jeden Tag, sieben Tage die Woche stehen den Teilnehmern bevor. Geschlafen, gegessen und geforscht wird in speziellen Containern auf den Transportvehikeln.

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Antarktis-Karte © Norwegian Polar Institute

Per Satellit stehen die Forscher zwar mit der Außenwelt in Kontakt, doch für die drei Monate sind sie ganz auf sich gestellt. „Wir sind komplett isoliert. Wenn ein Unfall passiert, dauert es Tage bis Hilfe kommt“, so Winther. Und das Zusammenleben auf engstem Raum ist auch nicht ganz einfach: „Es ist sehr wichtig, dass wir gut als Team zusammenarbeiten“, erklärt Winther. „Wir hocken schließlich für lange Zeit extrem eng aufeinander und unter besonderen Bedingungen. Wenn wir psychologisch und sozial nicht miteinander auskommen, leidet auch die Arbeit darunter.“ Entsprechend kompliziert war daher auch das Auswahlverfahren für die Techniker und Wissenschaftler, die an der Expedition teilnehmen dürfen.

„Zuallererst benötigten wir eine Crew, die zusätzlich zu ihren technischen Fähigkeiten große Erfahrungen mit polaren Bedingungen besitzt“, so der Forscher. „Wir brauchten Menschen mit dem Wissen und den Fähigkeiten, um die schweren, hoch entwickelten Instrumente zu bedienen. Und wir mussten den Anteil der Frauen und Männer, der amerikanischen und norwegischen Wissenschaftler gerecht verteilen.“ Schließlich aber stand das Team und jetzt stehen sie kurz vor dem Beginn ihrer großen Expedition. Mehr Informationen und begleitende Meldungen von der Expedition unter http://traverse.npolar.no/

(The Research Council of Norway, 14.11.2007 – NPO)

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