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Astronomie

Venus lüftet ihren Schleier

Kamera schaut durch dicke Wolkendecke

Infrarot-Falschfarbenbild eines Teils der Venusoberfläche, zusammengesetzt aus mehr als 1000 Einzelbildern der Venus Monitoring Camera VMC. In orange sind tieferliegende, heißere Regionen zu erkennen, während fünf Kilometer hohe kältere Berge in blau zu sehen sind. © ESA / MPS

Wie sieht es auf der Oberfläche der Venus genau aus? Darüber war bisher nur wenig bekannt, denn die Atmosphäre des Planeten ist von außen völlig undurchsichtig. Die ESA-Raumsonde Venus Express hat nun neue spektakuläre Bilder von der Venus geliefert. Mithilfe einer neuartigen Kamera ist es dabei gelungen, durch die dicke Wolkendecke zu „sehen“ und ein aus mehr als 1.000 Einzelbildern bestehendes Oberflächenmosaik der Gebiete „Beta Regio“ und „Phoebe Regio“ zu erzeugen. Das Falschfarbenbild zeigt tiefergelegene, heißere Gebiete in orange und fünf Kilometer hohe Berge, die etwa 40 Grad kälter sind, in blau.

„Die Auflösung der Bilder ist durch die dicke Atmosphäre der Venus stark eingeschränkt, so als ob man durch eine zugefrorene Scheibe schaut und nur Silhouetten erkennen kann“, erklärt Wojciech J. Markiewicz vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung. „Dennoch können wir sehr viel über die eigentlich unsichtbare Oberfläche aus der Umlaufbahn heraus erfahren“, sagt er weiter.

Vulkanausbrüche formten Landschaft

Das Oberflächenmosaik wird nun von Wissenschaftlern benutzt, um mehr über die mineralogische Zusammensetzung und die Topologie dieses vor etwa 700 Millionen Jahren durch Vulkaneruptionen entstandenen Gebiets zu lernen.

Möglich wurden diese Aufnahmen mit der „Venus Monitoring Camera“ VMC, die am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung im südniedersächsischen Katlenburg-Lindau in Zusammenarbeit mit dem „Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt“ DLR in Berlin entwickelt und gebaut wurde. Die Kamera misst die knapp 450°C heiße Infrarotstrahlung von der Oberfläche, die die 25 Kilometer dicke Wolkendecke des Planeten durchdringen kann. So wird es möglich Strukturen von der Oberfläche auf der Nachtseite zu erkennen.

Erste ESA-Mission zur Venus

Venus Express ist die erste ESA-Mission zum nächsten Nachbarn der Erde, Venus. Venus kommt auf ihrem Umlauf der Erde doppelt so nah wie Mars. In Größe und Masse gleicht Venus der Erde, trotzdem hat sie sich sehr verschieden entwickelt. Ihre Oberflächentemperatur liegt bei 450 Grad Celsius und ihre Atmosphäre besteht aus einer lebensfeindlichen Mischung von Gasen. Venus Express wird erstmals seit 20 Jahren eine eingehende Untersuchung dieser Atmosphäre durchführen.

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Venus Express erreichte den Planeten am 11. April 2006. Der Satellit wurde in eine polare Umlaufbahn manövriert, die eine minimale Höhe von nur 250 Kilometern hat und einen maximalen Abstand von 66 000 km.

Das MPS ist hauptverantwortlich für die Kamera VMC und ist an dem Instrument ASPERA-4 auf der Raumsonde beteiligt. Das primäre Ziel des ASPERA-4 Experiments ist die Untersuchung der Wechselwirkung zwischen Sonnenwind und Atmosphäre der Venus und die Beschreibung der Plasma- und Neutralteilchen-Umgebung des Planeten durch „Energetic Neutral Atom“-Imaging und lokale Plasma-Messungen.

(idw – Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, 12.11.2007 – DLO)

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