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Geowissen

3.000 autonome Messroboter erkunden die Meerestiefe

Meilenstein für ein globales Ozeanbeobachtungssystem erreicht

Argo-Messsonde beim Aussetzen © IFM-GEOMAR

Zehn Jahre hat es gedauert, nun hat das globale Ozeanbeobachtungssystem mit dem Namen „Argo“ sein erstes großes Ziel erreicht. 3.000 autonome Messroboter übermitteln Daten aus allen Ozeanen, die für Wetter- und Klimaprognosen und für die Meereswissenschaften wertvolle Informationen liefern.

Sie sehen aus wie Minitorpedos, doch sie haben keine zerstörerische, sondern eine überaus nützliche Wirkung für den Menschen: profilierende Tiefendrifter, das sind autonome Messroboter vollgestopft mit modernster Messtechnik, die Daten aus den Tiefen der Ozeane übermitteln. Daten, die eine wertvolle Grundlage für Wetter- und Klimavorhersagen und für ein besseres Verständnis über unsere Ozeane liefern.

Wie funktioniert ein solcher Tiefendrifter? „Das Instrument sinkt, sobald es in den Ozean ausgebracht wird, auf eine Tiefe von etwa 1.500 Meter ab“, erklärt Projektleiter Jürgen Fischer vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR). In dieser Tiefe sind die Strömungen meistens relativ gering im Bereich von wenigen Zentimetern pro Sekunde. Das Instrument verbleibt dort etwa neun Tage, bevor es auf etwa 2.000 Meter Tiefe abtaucht und anschließend zur Meeresoberfläche aufsteigt.

Vier Jahre lang Daten aus der Meerestiefe

Während dieses Aufstiegs werden die Sensoren des Instrumentes aktiviert, die dann kontinuierlich Temperatur, Salzgehalt, Druck und ggf. noch den Sauerstoffgehalt in exzellenter Qualität bestimmen. An der Wasseroberfläche angekommen, werden diese Daten an ein globales Netzwerk von Satelliten abgestrahlt und dann von einem Datenzentrum aus weiter verteilt. Danach sinkt der Driftkörper wieder auf seine Parkposition in 1.500 Meter Tiefe ab.

Aus der Änderung der Auftauchposition kann zudem die Stärke und Richtung der Tiefenströmung ermittelt werden. Das Instrument selbst hat keinen Antrieb und keine Steuerung, die Energieversorgung wird lediglich für die Messung und die Veränderung des Auftriebs benutzt. Bei einem Tauchzyklus von zehn Tagen liefert so ein Instrument dann etwa vier Jahre lang Daten, ehe die Batterien erschöpft sind.

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Übersichtskarte mit den Standorten der 3.000 Argo-Sonden © Argo-Projekt

Von der Vision zur Erfolgstory

„Als vor zehn Jahren ein internationales Wissenschaftlerkonsortium den ambitionierten Plan präsentierte, die Ozeane mit einem flächendeckenden Beobachtungssystem zu bestücken, das kontinuierlich Daten aus den Tiefen der Weltmeere ermittelt, haben auch viele meiner Kollegen nicht geglaubt, dass wir dieses Ziel erreichen können“, erinnert sich Professor Martin Visbeck, Leiter der Physikalischen Ozeanographie am IFM- GEOMAR. Daraus wurde eine Erfolgsstory. „Diese Vision ist heute Realität, und hat uns bereits heute einen immensen Datenzuwachs geliefert“, so Visbeck weiter. „Mit 3.000 Instrumenten hat das System jetzt eine globale und sehr homogene Abdeckung erreicht. Nur in den polaren Seegebieten, ist ein Einsatz dieser Geräte nicht überall möglich“.

Und für welchen Preis? Die jährlichen Kosten für die Unterhaltung liegen bei etwa 17 Mio. €. Etwa 800 Drifter zu einem Preis von derzeit etwa 22.000 € müssen jährlich nachgefüttert werden, um das Beobachtungssystem zu erhalten. „Verglichen mit einem satellitengestützten Beobachtungssystem „sehr preiswert““, so Visbeck. Diese Kosten teilen sich etwa 30 Nationen und die Europäische Union, die das System gemeinsam unterhalten. Dafür sind die Daten dann auch für alle und jedermann frei verfügbar.

(Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, 05.11.2007 – NPO)

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