Dass Mücken und andere Landinsekten im Bernstein konserviert sind, ist nichts Ungewöhnliches. Aber wie ist das Vorkommen von aquatischen Organismen in dem fossilen Harz vorzeitlicher Bäume zu erklären? Deutsche und amerikanische Wissenschaftler haben darauf nun eine Antwort gefunden und sie in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht.
Die am besten erhaltenen Fossilien von aquatischen Insekten, Krebschen und Mikroorganismen werden in Bernsteinstücken gefunden. Wasserkäfer, Wasserwanzen, Larven von Libellen, Steinfliegen und Eintagsfliegen, Bachflohkrebse sowie Algen, Wimpertierchen und Amöben sind mit allen Details in fossilen Harzen konserviert. Doch wie gelangten diese Wasserbewohner in die bis zu 100 Millionen Jahre alten Baumharze?
Bisher gab es darüber nur Spekulationen, denn Harze von Nadel- und Laubbäumen sind wasserabweisende Substanzen und zudem ist ein enger Kontakt von Harz und aquatischen Lebensräumen eher selten. Eine Hypothese besagt, dass Harz in Wasseransammlungen auf den harzliefernden Bäumen floss; eine andere, dass austrocknende Gewässer im Bernsteinwald Wasserinsekten und deren Larven zwangen, über Land zum nächsten Gewässer zu wandern, wobei sie am Harz kleben blieben.
Eine weitere Möglichkeit, die in der bisherigen Literatur diskutiert wird ist, dass abgestorbene Organismen bzw. Häutungsreste von Wasserinsekten mit dem Wind an das Harz geweht wurden.
Alexander Schmidt vom Museum für Naturkunde Berlin und David Dilcher vom Florida Museum of Natural History in Gainesville fanden während ihrer Untersuchungen in den Sumpfwäldern Floridas heraus, dass keine dieser Hypothesen notwendig ist, um das Vorkommen von Wasserorganismen im Bernstein zu erklären.
Sie konnten zeigen, dass eine große Vielfalt aquatischer Insekten, Krebschen und Mikroorganismen in dem Harz eingeschlossen wird, welches Kontakt mit dem Sumpfwasser hat. Große Insekten, wie Wasserkäfer, die schnell durch das Wasser schwimmen, sind besonders für die Einbettung prädestiniert. Sie bleiben zunächst am Harz kleben; beim Versuch, sich zu befreien, geraten sie immer tiefer hinein. Viele Algen, Amöben und Wimpertierchen gerieten in das Harz, wenn winzige Wassertropfen im Harz eingeschlossen wurden.
(Humboldt-Universität zu Berlin, 10.10.2007 – NPO)