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Genetik

Genmutation schuld an „rotem Wolf“

Erbgutursache für Lupus erythematosus entdeckt

Mutationen in einem Gen, das Forscher TREX1 nennen, lösen Systemischen Lupus erythematosus (SLE) aus, eine schwere Autoimmunerkrankung, die mit Entzündungen der Haut, der Gelenke, des Herzen, der Lungen, Nieren und des Nervensystems einhergehen kann. Dies berichtet ein internationales Forscherteam in der neuesten Ausgabe von Nature Genetics.

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Bislang waren die Ursachen für diese unheilbare Erkrankung völlig unklar. Ärzte vermuteten Viren als Auslöser, aber auch zum Beispiel Sonnenlicht. Ihren Namen „Systemischer Lupus erythematosus“ (SLE) erhielt die Erkrankung von geröteten Hautstellen, die Forscher mit dem Biss eines Wolfes verglichen – lat.: lupus – Wolf und das griechische Wort für Röte. Der Begriff systemisch verweist darauf, dass der gesamte Organismus in Mitleidenschaft gezogen werden kann. SLE gehört zu den Autoimmunerkrankungen, weil das Immunsystem nicht mehr zwischen „fremd“ und „eigen“ unterscheidet und gesunde Zellen attackiert und dadurch Entzündungen auslöst. In Deutschland sind schätzungsweise 40.000 Menschen an SLE erkrankt, davon die Mehrzahl Frauen.

Gen TREX1 im Visier

Auf die Spur des Gens brachte die Forscher um Professor Nobert Hübner vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch eine Studie von Dr. Min Ae Lee-Kirsch von der Technischen Universität (TU) Dresden. Sie hatte zusammen mit der Arbeitsgruppe von Hübner in einer Familie, deren Mitglieder an einer seltenen Form von Lupus erkrankt sind, verschiedene Mutationen in dem Gen TREX1 gefunden.

Daraufhin wollten Hübner und seine Kollegen wissen, ob auch für SLE, die häufigste Form der Lupus-Erkrankungen, Mutationen in TREX1 eine Rolle spielen. Sie untersuchten Blutproben von Patienten mit SLE aus Großbritannien, Deutschland und Finnland und verglichen sie mit Proben von gesunden Probanden. Sie konnten tatsächlich bei den SLE-Patienten Mutationen in dem Gen TREX1 feststellen, bei den gesunden Probanden hingegen nicht. Allerdings sind die Mutationen in TREX1 nicht für alle Formen von SLE verantwortlich.

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Das Produkt des Gens TREX1 ist ein Protein, das bei dem programmierten Zelltod, auch Apoptose genannt, eine Rolle spielt. Die Apoptose ist ein Sicherungssystem des Körpers, das dafür sorgt, dass defekte Zellen absterben und ihm nicht schaden. Das Protein TREX1 hilft dabei, indem es sich in solch einem Notfall von seiner Verankerung im Zellplasma löst, in den Zellkern dringt und die DNA einer geschädigten Zelle verdaut.

Protein in „Hab-Acht-Stellung“

Mutationen in TREX1 führen jedoch dazu, dass sich der Teil des Proteins verändert, mit dem es im Zellplasma in „Hab-Acht-Stellung“ gehalten wird. Die Folge davon ist, dass TREX1 sich aus seiner Verankerung löst, und dann nicht nur in den Zellkern, sondern auch an andere Stellen in der Zelle dringt. Das Immunsystem lässt sich dadurch irreführen, bildet Autoantikörper gegen diese Zellpartikel und attackiert in der Folge weitere gesunde Zellen. Weshalb sich die Autoantikörper bilden, ist allerdings nicht klar. „Das müssen weitere Studien klären“, betont Hübner.

(idw – Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC), 20.09.2007 – DLO)

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