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Chemie

Neuer „Spürhund“ erkennt Gammelfleisch

Verfahren entdeckt Stoffe auf beliebigen Oberflächen

Schweinefleisch © USDA

Schweizer Forscher haben ein neues Messverfahren entwickelt, mit dem nicht nur Gammelfleisch, sondern auch Nikotin-, Kaffee- oder Sprengstoffspuren auf der Haut von Lebewesen identifiziert werden können. Die Methode eröffnet unter anderem bei der Kontrolle von Lebensmitteln oder bei der Dopingfahndung interessante neue Möglichkeiten.

Rund 50 Tonnen verdorbenes Fleisch entdeckte die deutsche Polizei im vergangenen August bei einem Großhändler in Bayern. Da überall verdorbene Lebensmittel in den Handel gelangen können, ist eine effiziente Lebensmittelkontrolle von großer Bedeutung. Für eine umfassende Überwachung braucht es jedoch zuverlässige Messverfahren, mit denen riesige Mengen an Proben schnell und kostengünstig analysiert werden können. Die Gruppe von Renato Zenobi, Professor für Analytische Chemie am Laboratorium für Organische Chemie der ETH Zürich, stellt nun in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift Angewandte Chemie ein Verfahren vor, das genau diese Anforderungen erfüllt.

Die neue Analysemethode ist eine Weiterentwicklung des Verfahrens, bei dem es den gleichen Forschern erst kürzlich gelang, verschiedene Stoffe in der Atemluft auf einfache Weise nachzuweisen. Nun können sie auch Substanzen auf beliebigen Oberflächen mit hoher Präzision aufspüren.

Beide Verfahren basieren auf einem so genannten Quadrupol-Time-of- Flight-Massenspektrometer (QTOF-Massenspektrometer). „Solche Messgeräte werden heute in vielen Bereichen routinemäßig eingesetzt“, erklärt Zenobi. Üblicherweise werden Proben für die QTOF-Massenspektrometrie als Lösung zugeführt. Diese wird mit Hilfe eines zugeführten Gases vernebelt, und aus den winzigen Tröpfchen entstehen charakteristische Ionen, die das QTOF-Gerät misst.

Prinzip auf den Kopf gestellt

Die Zürcher Forscher haben das Prinzip nun quasi auf den Kopf gestellt: Untersucht werden nicht mehr die Substanzen in der Lösung, sondern die Stoffe, welche sich im Gas befinden. Bei der nun entwickelten Methode wird aus einer kleinen Düse Stickstoff auf eine beliebige Probenoberfläche geblasen. Wenn das Gas auf die Oberfläche trifft, nimmt es dort halbflüchtige Stoffe auf. Der so „angereicherte“ Gasstrom wird anschließend in das Massenspektrometer geführt, wo die aufgenommenen Stoffe mit hoher Präzision analysiert werden können.

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„Rein technisch gesehen ist das neu entwickelte Verfahren nichts Aufregendes“, hält Zenobi fest. Dies demonstrierte Zenobis Kollege Huanwen Chen, als er die von ihm entwickelte Methode bei einer Firma vorstellte. Innerhalb einer Stunde hatte Chen das dortige Massenspektrometer so umgerüstet, dass damit die Oberfläche von beliebigen Objekten analysiert werden kann.

Viele Anwendungsmöglichkeiten

Bemerkenswert sind die vielfältigen Möglichkeiten des Verfahrens. „Außergewöhnlich an unserem Ansatz ist, dass auch Oberflächen von Lebewesen untersucht werden können. Die Messung einer einzelnen Probe dauert nur wenige Sekunden; man kann also routinemäßig große Zahlen von Stichproben analysieren“, so Zenobi. Im Falle der Fleischproben konnten die Wissenschaftler sogar zeigen, dass das Probematerial nicht einmal aufgetaut werden muss.

In eine ganz andere Richtung gehen Untersuchungen, die erforschen, welche Substanzen sich auf der Haut finden lassen. So konnten Spuren von Nikotin, Kaffee und auch von Sprengstoff auf der Haut von Probanden nachgewiesen werden. „Die Stärke des Verfahrens ist, dass es schnell und nicht-invasiv ist und dass es keine spezielle Probenpräparation benötigt“, hält Zenobi fest. Angesichts der zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten erstaunt es nicht, dass sich nicht nur Lebensmitteltechniker und Sicherheitsexperten, sondern auch Mediziner und Dopingfahnder für das neue Verfahren interessieren.

(idw – Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, 10.09.2007 – DLO)

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