Anzeige
GeoUnion

3D-Landkarten bieten mehr

Karten der Zukunft stellen das Relief dreidimensional und ohne Höhenlinien dar

Computergeneriertes 3D-Modell von Europa © mbmSystems GmbH

Kartenlesen ist nicht schwer – oder etwa doch? Eine neue Studie der Technischen Universität Dresden hat Erstaunliches zutage gebracht: Rund 60 Prozent aller Alpinisten können die Höhenlinien auf einer Karte nicht richtig interpretieren. Ein lebensgefährlicher Mangel, dem nun neuartige Landkarten entgegenwirken sollen. Denn diese bilden die dritte Dimension höchst exakt und ohne optische oder technische Hilfsmittel ab – eben echt dreidimensional. Mit dieser „Landkarte der Zukunft“ können auch Ungeübte das Relief der Landschaft schnell aus mehreren Blickwinkeln erfassen.

„Die Grundlage für die neuen echt-dreidimensionalen Landkarten bilden Höhen- und Geländemodelle“, erklärt Alexander Haun von der mbmSystems GmbH, einem Spinn-Off der Technischen Universität Dresden. „Darauf aufbauend wird ein 3D-Modell am Computer errechnet, welches die Höhen und Tiefen exakt abbildet. Anschließend erfolgt die Einarbeitung der kartographischen Informationen auf einer Lentikularfolie“, fasst Haun die grundlegenden Herstellungsschritte zusammen. Diese Spezialfolie besteht aus tunnelförmigen Linsen, die je nach Blickwinkel dem Betrachter verschiedene Perspektiven der abgebildeten Landschaft zeigt. Ein dreidimensionales Bild entsteht. „Auf einen Blick lässt sich dann erkennen, wie tief sich beispielsweise ein Fluss in das Gelände eingeschnitten hat und wie steil die Bergflanken an seinen Ufern emporragen“, erklärt Haun.

Mehr Dimensionen für die Freizeit

Schwebende Beschriftung im Kartenblatt © mbmSystems GmbH

Vor allem im Bereich des Wander- und Skitourismus spielen die echt-dreidimensionalen Karten nach Herstellerangaben ihre besondere Stärke aus. Denn ohne lange hinschauen zu müssen, erkennt der Betrachter spontan, wie steil der Wanderweg vor ihm noch wird oder wo ein besonderes Steilstück wartet und wann es flach ausläuft. Noch wird an Panoramatafeln in echt-3D gearbeitet, doch die Entwickler von mbmSystems sind sich einig, dass der technische Durchbruch auch in diesem Segment bis Mitte 2009 erfolgen kann. „Wander- und Skipistenkarten werden in Zukunft mehr Dimensionen zeigen und so zu mehr Sicherheit im Bergsport beitragen“, ist Haun überzeugt.

Ein weiterer Vorteil der neuen Technologie liegt zudem in der steten Anwendung der Nadirsicht. Denn im Gegensatz zu herkömmlichen Panoramatafeln, die sich einer Schrägperspektive bedienen um drei Dimensionen vorzuspiegeln, können echt-3D-Karten die Landschaft auch von oben abbilden. Sie zeigen somit auch die Regionen hinter dem nächsten Berg, die bisher durch die schräge Ansicht verdeckt wurden. Bereits in diesem Winter sollen die ersten postkartengroßen Pistenpläne an die Skigebiete ausgeliefert werden.

Variable Beschriftungen…

Echt-3D-Landkarte von Europa (Schulversion) © mbmSystems GmbH

Doch die neue Technik bietet noch eine Reihe von weiteren Möglichkeiten: So werden die Beschriftungen in einer Ebene weit über dem Relief eingearbeitet. Dies ermöglicht dem Betrachter, auch jene Informationen aufzunehmen, die bei herkömmlichen Landkarten notwendiger Weise verdeckt würden. „Dies ist ein großer Vorteil, da hierdurch die Einarbeitung von „sich-wechselnden“ Bezeichnungen möglich ist“, fügt Haun hinzu. So können Benennungen von Flüssen oder Städten sowohl karten- als auch landessprachlich, das heißt zweisprachig, abgebildet werden. Durch einfaches Ändern der Betrachtungsposition wird dieser Effekt dem Betrachter offenbart.

Anzeige

…erleichtern auch den Unterricht

„Dadurch eignen sich die Landkarten auch hervorragend für den Erdkunde- oder Geografieunterricht“, ist Haun überzeugt. „Denn spontan und ohne lange Erklärung nimmt der Schüler den Reliefverlauf auf und beschäftigt sich aufmerksamer und interessierter mit dem Inhalt des Unterrichts. Als Lehrer können sie ihren Schülern lange die typische Kegelform eines Vulkans erklären – oder ihnen einfach und ohne lange Worte, den Berg in seiner räumlichen Form zeigen“, so Haun Durch den integrierten Sprachwechsel lernt der Schüler zudem intuitiv, wo Napoli oder Neapel in Italien liegen und dass dies nur zwei Namen für die gleiche Stadt sind. Mithilfe der neuen Technologie wurden schon eine Reihe von Landkarten speziell für den Schulgebrauch und angelehnt am jeweiligen Lehrplan des Landes erstellt.

Link:

www.mbmSystems.de

(Alexander Haun / mbmSystems GmbH, 24.08.2007 – AHE)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Galileo - Europas Satellitennavigationssystem auf dem Weg ins All

News des Tages

Feldhase

Genom des "Osterhasen" entschlüsselt

Erstes Bild der Magnetfelder ums Schwarze Loch

Ägypten: Wandbilder aus der Totenstadt

Wie das Klima den antarktischen Zirkumpolarstrom beeinflusst

Bücher zum Thema

Top-Clicks der Woche