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Archäologie

Der bronzezeitlichen Elite auf der Spur

Archäologische Grabungen erkunden die erste Befestigungsanlage mit Außensiedlung nördlich der Alpen

Hünenburg mit Außensiedlung von Nordwesten. Die Außensiedlung liegt in der oberen Bildhälfte © Univerität Göttingen

Zum ersten Mal haben Archäologen für eine bronzezeitliche Burganlage nördlich der Alpen eine Außensiedlung nachgewiesen. Wie neue Ausgrabungen belegen, war die Hünenburg bei Watenstedt im Kreis Helmstedt ein bedeutendes Herrschaftszentrum der Bronzezeit: Funde zeigen, dass sich hier Mitglieder einer Führungselite aufhielten, die aus Bronze gefertigte Rüstungen, Rundschilder und Waffen trugen.

Die bei den Grabungen freigelegte Befestigung stammt aus der Jungbronzezeit und der frühen Eisenzeit. „Herausragende Funde wie das Fragment eines bronzenen Kampfschildes sind ein eindeutiges Indiz für die Anwesenheit einer Herrscher- und Kriegerelite“, erläutert Immo Heske vom Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen. In der Außensiedlung mit einer Ausdehnung von mindestens fünf Hektar gingen die Bewohner verschiedenen Handwerkstätigkeiten nach. Die Wissenschaftler konnten hier Hausbauten rekonstruieren.

Wie Heske erläutert, besaßen die jungbronzezeitlichen Burganlagen wichtige markt- und machtpolitische Funktionen; sie bildeten den Ausgangspunkt für einen weitreichenden Handel mit Rohstoffen und waren Produktionszentren hochwertiger Bronzegeräte. Für die Hünenburg, die vom 12. Jahrhundert bis etwa 550 vor Christus existierte, haben die Wissenschaftler außerdem Hinweise gefunden, dass die Anlage auch als ein kultisches Zentrum diente. Untersuchungen des zugehörigen Gräberfeldes sollen nicht nur Aufschluss über religiöse Praktiken geben. Die Forscher wollen auch herausfinden, wer die Toten waren, die hier bestattet wurden.

Jetzt hat eine neue, dreimonatige Grabungskampagne begonnen. Mit archäologischen Geländeuntersuchungen und ergänzenden Forschungsmethoden der Archäobotanik, der Osteologie, der Dendrochronologie und der Archäometallurgie wollen die Forscher weitere Einblicke in das Leben in und um die Hünenburg gewinnen. Darüber hinaus erhoffen sich Heske und sein Team Aufschlüsse über Kontakte, die die Siedler im Nordharz zu angrenzenden Zentren im Norden und Südosten unterhielten.

(Universität Göttingen, 13.07.2007 – NPO)

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