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Genetik

Gallenstein-Gen entdeckt

Gen lässt Cholesterin-Pumpe auf Hochtouren laufen

Jeder zehnte Europäer trägt eine Genvariante in sich, die das Risiko für Gallensteine um das Zwei- bis Dreifache erhöht. Das Gen enthält die Bauanleitung für eine molekulare Pumpe, die Cholesterin in die Gallenwege befördert – den Stoff, aus dem die meisten Gallensteine entstehen.

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Gallensteine sind ein Volksleiden: 15 bis 20 Prozent aller Deutschen sind betroffen – meist ohne es zu merken. Bei einem Viertel von ihnen melden sich die Steine aber irgendwann mit schmerzhaften Koliken zu Wort. Am Ende steht oft die Operation. In Deutschland werden jährlich über 170.000 Gallenblasenoperationen durchgeführt. „Gallensteine gehören zu den Magen-Darm-Leiden, die die höchsten Kosten verursachen“, erklärt Professor Frank Lammert von der Universität Bonn.

70 : 30 für die Umwelt

Gallensteine treten familiär gehäuft auf. Insbesondere Zwillingsstudien sprechen für eine genetische Komponente, die das Erkrankungsrisiko erhöht. „Wir gehen davon aus, dass die Erkrankung zu 70 bis 80 Prozent durch Umwelteinflüsse wie eine falsche Ernährung verursacht wird“, so Lammert. „Der Rest aber ist eine Frage der Gene.“

Lammert hat zusammen mit seinen Kollegen Frank Grünhage, Maja Walier und Professor Thomas Wienker sowie Wissenschaftlern der Universitätsklinik Cluj-Napoca in Rumänien nach den beteiligten Erbanlagen gefahndet. 178 Frauen und Männer aus 84 Familien nahmen an der Studie teil. Alle litten unter Gallensteinen. Das Ergebnis: In 21,4 Prozent der Fälle waren die Betroffenen tatsächlich Träger einer bestimmten Genvariante. In gesunden Vergleichspersonen kam diese Variante zwar auch vor, allerdings nur mit einer Häufigkeit von 8,6 Prozent.

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Cholesterin-Pumpe auf Hochtouren

„Die Mutation betrifft das so genannte ABCG8-Gen“, erklärt Grünhage. „Es enthält die Bauanleitung für eine Pumpe, die das Blutfett Cholesterin aus der Leber in die Gallenwege befördert.“ Die meisten Gallensteine bestehen zu einem hohen Prozentsatz aus auskristallisiertem Cholesterin. „Die Veränderung sorgt wahrscheinlich dafür, dass die Pumpe permanent auf Hochtouren läuft“, vermutet der Mediziner.

Die Forscher hoffen nun, dass ihr Fund auch Auswirkungen auf Prävention und Therapie hat: „Möglicherweise kann man bestimmten Patienten zukünftig mit Medikamenten helfen und damit eine Operation verhindern“, erklärt Lammert. Der genetische Beitrag zum Volksleiden „Gallensteine“ ist mit dem Fund übrigens noch nicht komplett geklärt: „Wir rechnen noch mit mindestens drei oder vier weiteren Genvarianten, die das Gallenstein-Risiko erhöhen“, so der Mediziner.

(Universität Bonn, 12.07.2007 – NPO)

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