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Informatik

3D-Elbflorenz im Netz

Weltgrößtes 3D-Stadtmodell auf Google Earth veröffentlicht

Ausschnitt aus dem 3D-Modell Dresdens © HPI

Dresden ist die zweite Stadt der Welt, die sich nach Berlin im Internet dreidimensional und über weite Strecken fotorealistisch präsentiert. Seit 9. Juli können Besucher daher im 3D-Modell einen Bummel durch Google Earths Repräsentation von „Elbflorenz“ machen – ohnen sich vom heimischen Schreibtisch weg bewegen zu müssen. Entwickelt wurde die Technologie dahinter in Potsdam.

Die Dresdner Stadtverwaltung hat am Montag, 9. Juli 2007 einen 3D „Nachbau“ der sächsischen Landeshauptstadt auf dem virtuellen Globus Google Earth freigeschaltet Mit mehr als 150.000 Gebäuden ist es derzeit das weltgrößte digitale Stadtmodell. Dresden kam damit – wie Berlin bereits am 8. März – Hamburg zuvor, das am 17. Januar einen ähnlichen Auftritt angekündigt hat, damit aber noch nicht online ist. Internetnutzer bekommen nun beim virtuellen Streifzug durch www.dresden.de/3d einen so originalgetreuen Eindruck, als flanierten sie leibhaftig durch Elbflorenz. Am Computerbildschirm kann man nun zum Beispiel wie ein Fußgänger am Zwinger vorbei schreiten oder wie mit einem Hubschrauber dicht an der Frauenkirche oder anderen Sehenswürdigkeiten vorbei fliegen.

3-D-Bummel durch Elbflorenz

„Google Earth stellte bislang lediglich einzelne ausgewählte Gebäude in New York, Kapstadt, Hongkong oder London fotorealistisch dar, die Stadtsilhouetten selbst jedoch nur als Klötzchen mit neutraler Oberfläche“, erläutert Entwicklungsleiter Dr. Konstantin Baumann vom Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik (HPI) in Potsdam. Schon in naher Zukunft würden jedoch immer mehr Kommunen ihren virtuellen Nachbau derart nutzen lassen, erklärte Professor Jürgen Döllner, Leiter des Fachgebiets „Computergrafische Systeme“ des Instituts. Ganze Stadtgebiete könnten neuerdings dreidimensional und realitätsnah auf dem virtuellen Globus Google Earth präsentiert werden. Er hat maßgeblich die Basistechnologie für solche 3D-Visualisierung entwickelt. Für die Software hinter den 3D- Modellen und den fotorealistischen Eindruck sorgte das Potsdamer Unternehmen 3D Geo GmbH, ein Ableger (spin-off) des Hasso-Plattner- Instituts.

Software kombiniert 2-D Daten mit Höhenangaben

Die originalgetreue Optik des Dresdner Stadtbilds in Google Earth kommt durch die in Potsdam entwickelte 3D-Software „LandXplorer“ zustande. „Vereinfacht gesagt nimmt LandXplorer vollautomatisch zweidimensionale Kartendaten und kombiniert sie mit Höhendaten. Mit einem neuartigen Verfahren werden dann darauf die Fassaden positioniert, die aus speziell aufgenommenem Bildmaterial herausgeschnitten wurden“, erklärt Marc Hildebrandt, Geschäftsführer von 3D Geo, den Entstehungsprozess.

Nach seinen Angaben gibt es im gesamten Internet momentan neben Dresden und Berlin kein vergleichbares Stadtmodell, das einen derartigen Informationsraum für Besucher, Bürger, Wirtschaft und Verwaltung bietet. Die 3D-Geo-Software macht es sogar Laien möglich, in die Luftbilder von Google Earth dreidimensionale Häuser, Gebäudekomplexe oder komplette Stadtlandschaften einzubauen. „Ohne Computergrafiker sein zu müssen, kann so künftig jeder seine eigenen 3D-Daten realitätsnah ins Internet bringen und weltweit nutzbar machen“, beschreibt Hildebrandt den Vorteil des neuen Zusatzwerkzeugs zu Google Earth. Es wandelt die dreidimensionalen Inhalte automatisch in das von Google Earth benötigte Format KMZ um.

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Für das Autorenwerkzeug LandXplorer stellt selbst ein Datensatz von acht Millionen Gebäuden kein Problem dar. Die Software texturiert effizient und automatisch großflächigste Stadtmodelle für Google Earth. Der LandXplorer versteht im Gegensatz zu Google Earth Professional auch alle Geoinformationssystem-Formate und kann diese nach Google Earth exportieren. Zudem kann er die Daten für ein Streaming aufbereiten.

Daten bleiben lokal

Weil die eingestellten Geodaten vor dem Zugriff Dritter geschützt werden, können auch Städte und Gemeinden ihre amtlichen Geodaten stets aktuell und situationsbezogen auf Publikumsplattformen wie Google Earth präsentieren. „Die Daten bleiben bei unserer Softwarelösung auf dem eigenen Rechner und gehen nicht in den Hoheitsbereich von Google Earth über“, betont HPI-Professor Döllner einen Unterschied zur Vorgehensweise in Hamburg.

Besonderes Interesse an der neuen Art von Stadt-Visualisierung durch faszinierende begeh- und befliegbare 3D-Welten könnten vor allem der Immobiliensektor, der Handel, die Gastronomie und Hotellerie sowie Anbieter aus den Bereichen Kultur, Medien, Werbung, Freizeit und Tourismus haben. Dem virtuellen Touristen kann zum Beispiel künftig ein höchst realistischer Vorgeschmack auf das echte Erlebnis vor Ort vermittelt werden – sei es bei einem Bummel durch die Stadt oder einer Radtour auf dem Lande. Ferner ist es möglich, gebäudebezogene Zusatzinformationen anzubieten. Architekten können per Google Earth ihre eigenen Entwürfe präsentieren, Städtebauer die Bürger in Planungsprozesse einbeziehen, Weltkonzerne ihre globale Firmeninfrastruktur visualisieren.

„Virtuelle Stadtmodelle bieten heutzutage eine hervorragende Infrastruktur, die von ganz unterschiedlichen Interessengruppen genutzt wird, um alle Arten von raumbezogenen Sachverhalten direkt und anschaulich zu kommunizieren“, so Döllner. Die Faszination liege dabei nicht nur in der grafischen Darstellung, sondern auch im 1:1-Bezug zur Realität. Eine sei eine wichtige Aufgabe der Kommunen, diese Infrastrukturen jetzt aufzubauen.

(Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik (HPI), 10.07.2007 – NPO)

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