Dass fast überall auf der Welt die Gletscher schmelzen und die Schneekappen von Bergen schrumpfen, ist nichts Neues. Jetzt belegt eine in den „Geophysical Research Letters“ veröffentlichte Studie einen Zusammenhang zwischen Dürreperioden in den Ebenen und einer früheren Schneeschmelze in den Bergen. Ursache dafür ist der vom Wind in die Gebirge getragene Staub.
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Wissenschaftler der Universität von Colorado unter Leitung von Tom Painter haben die Ursachen für die in den letzten Jahren immer früher einsetzende Schneeschmelze in den San Juan Bergen im Südwesten Colorados untersucht. Diese im Vierländereck zwischen Colorado, New Mexico, Arizona und Utah gelegene Region zählte noch in den 1980er Jahren zu den am längsten schneebedeckten Gebirgszügen des amerikanischen Westens. Inzwischen aber ist die Schneeschmelze in mehreren Jahren um rund einen Monat nach vorne gerückt.
Schneeschmelze immer früher
Die Wissenschaftler stellten fest, dass in den Jahren mit einer besonders frühen Schneeschmelze mehrfach größere Mengen Staub aus den rund 300 Kilometer entfernten Wüsten Arizonas und New Mexicos in das Berggebiet eingetragen worden war. Dieser „Staubdusche“ trat immer dann auf, wenn die ohnehin eher trockenen Wüstengebiete von einer längeren Dürre heimgesucht worden waren. Der dunklere Staub bedeckte die weiße Schneedecke und senkte damit deren Albedo, die Reflexion des Sonnenlichts. Dadurch erwärmte sich der Schnee stärker und schmolz früher. Besonders auffällig war dieser Prozess im Jahr 2006, in dem der Schnee acht Mal durch Staub überdeckt worden war. Als Folge schmolz dieser 35 Tage früher als in relativ staubfreien Jahren.
„Der Zusammenhang zwischen Staub und einer geringeren Reflexion ist bereits etabliert, aber das Ausmaß der Folgen, die wir gemessen und in diesem System modelliert haben, überrascht uns doch”, erklärt Painter. „Die Tatsache, dass Staub die Schneebedeckung so stark – um immerhin einen ganzen Monat – verkürzen kann, wandelt unsere bisherige Vorstellung von der Anfälligkeit der Gebirge gegenüber äußeren Einflüssen.“
Globale Erwärmung verstärkt Staubtransport
„Aktuelle Studien gehen davon aus, dass im Zuge des Klimawandels der Südwesten der USA wärmer und trockener werden wird”, so Painter. „Eine verstärkte Staubablagerung ist daher wahrscheinlich und dadurch eine weiter verkürzte Schneebedeckung. Dieser Zusammenhang wird auch die Wassermengen der Flüsse und die Bodenfeuchte in den Gebirgen verändern, nicht nur in den USA, sondern auch weltweit.“
Für rund ein Sechstel der Weltbevölkerung ist die Schneeschmelze im Frühjahr eine der wichtigsten Trinkwasserquellen, liefert aber auch wertvolles Nass für die Landwirtschaft. Die anhaltende globale Erwärmung jedoch könnte diese Ressource unzuverlässiger werden lassen und Menge und Zeitpunkt der Schmelze deutlich verändern.
(University of Colorado at Boulder, 26.06.2007 – NPO)