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Biologie

Neue Organismenklasse entdeckt

Amöboide Algen mit bisher unbekanntem Zellbau

Eine winzige, einzellige Meeresalge sorgt in Forscherkreisen für großes Aufsehen. Denn sie gehört nicht nur einer bisher unbekannten Art an, sie stellt auch eine ganz neue Organismenklasse dar, wie die Forscher im Fachmagazin „Protist“ berichten. Die „Synchroma grande“ getauften Einzeller besitzen unter anderem einen bisher völlig unbekannten Zellbau.

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Die neue Art gehört zu den marinen amöboide Algen. Das sind Amöben, die im Laufe der Evolution Algenzellen zwar „gefressen“ aber nicht verdaut haben. Stattdessen haben sie diese Algenzellen in Zellorganellen umgewandelt und so quasi in ihren Zellapparat integriert. Einem solchen Mechanismus verdanken nach Ansicht von Evolutionsbiologen heute auch alle Pflanzen ihre so charakteristischen Chloroplasten: Irgendwann hat einmal eine Zelle eine kleinere, zur Photosynthese fähige Alge aufgenommen und die lange Geschichte der photosythetisch aktiven Pflanzen begann.

In Wasserproben, die von Wissenschaftlern unter Leitung von Professor Dr. Reinhard Schnetter von der Justus-Liebig-Universität Gießen in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. María Candelaria Gil-Rodríguez von der spanischen Universität von La Laguna (Teneriffa) gesammelt worden waren, stießen die Forscher nun auf bisher unbekannte amöboide Algen, die sie isolierten und weiter kultivierten.

Elektronenmikroskopische Analysen, die Katrin Ehlers von der Universität Gießen durchführte, ergaben, dass in den Zellen der Amöben Chloroplastenkomplexe vorliegen, die bisher von keinem anderen Organismus bekannt waren. Dies war der erste Hinweis auf die Sonderstellung der neuen amöboiden Algen.

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Danach führten Professor Dr.Christian Wilhelm, Susanne Horn und Kollegen an der Universität Leipzig biochemische und molekularbiologische Untersuchungen durch, die die Einzigartigkeit der Algen bestätigten und zur Aufstellung einer neuen Klasse führten. Es ist davon auszugehen, dass die Neuentdeckung bei Molekularbiologen, Evolutionsbiologen, Systematikern und Zellbiologen auf großes Interesse stoßen und zu weiterer Forschungstätigkeit anregen wird.

(Universität Gießen, 19.06.2007 – NPO)

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