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Technik

Startschuss für Europas „Superlampe“

Bau des europäischen Röntgenlasers XFEL hat begonnen

Den offiziellen Startschuss für den Bau des europäischen Röntgenlasers XFEL am Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY hat gestern Bundesforschungsministerin Annette Schavan in Hamburg gegeben. Das rund eine Milliarde Euro teure Projekt wird von internationalen Partnerländern mitfinanziert und soll ab 2013 neue Einblicke in die Natur der Materie ermöglichen.

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„Mit dem XFEL wird in Europa eine weltweit einzigartige Lichtquelle entstehen, die für viele Fachdisziplinen außerordentlich interessant ist“, sagt Professor Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, der das DESY angehört. Der XFEL wird hochintensive und gleichzeitig ultrakurze Röntgenblitze mit den Eigenschaften von Laserlicht erzeugen. Damit lassen sich zum Beispiel chemische oder biologische Reaktionen filmen oder dreidimensionale Aufnahmen von Molekülen machen.

Außerdem können holografische Experimente mit Nanobauteilen durchgeführt werden. Am Bau des europäischen Röntgenlasers XFEL sind daher nicht nur Wissenschaftler aus den Disziplinen Physik, Biologie und Chemie stark interessiert, sondern auch die Industrie, insbesondere für die Entwicklung neuartiger Hightech-Materialien.

Hellste Röntgenlichtquelle der Welt

XFEL wird die hellste Röntgenlichtquelle der Welt sein. Die Abkürzung steht für „Freie-Elektronen-Röntgenlaser“ (X-ray free-electron laser) und beschreibt die Funktionsweise der Anlage: Im XFEL werden Elektronen zunächst in einem unterirdischen Tunnel auf hohe Energien beschleunigt und danach dazu gebracht, ihre Energie in Form von hochintensiven Röntgenlaserblitzen abzugeben.

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Der 3,4 Kilometer lange Röntgenlaser wird vom DESY-Gelände bis zur Stadt Schenefeld verlaufen, wo ein neues Forschungszentrum mit einer großen Experimentierhalle für zehn Messstationen gebaut wird. Der überwiegende Teil der Anlage befindet sich dabei sechs bis 38 Meter unter der Erde. Aufgrund seiner Ausmaße ist der XFEL die längste künstliche Lichtquelle auf Erden.

Startversion kostet 850 Millionen Euro

Geplant ist, eine Startversion des XFEL mit Kosten in Höhe von 850 Millionen Euro zu bauen. Daran beteiligen sich die internationalen Partner mit mindestens 25 Prozent. Den deutschen Beitrag – bis zu 75 Prozent – erbringen der Bund sowie die Sitzländer Hamburg und Schleswig-Holstein gemeinsam.

„Der Startschuss für den Röntgenlaser ist ein gutes Beispiel für gelungene strategische Partnerschaften über Ländergrenzen hinweg“, sagte Bundesforschungsministerin Annette Schavan vor den Gästen der Startschuss-Zeremonie, darunter Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust, Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, die französische Ministerin Valérie Pécresse und ihr russischer Kollege Andrej Fursenko. „Ich bin sehr froh darüber, dass dieses ehrgeizige Vorhaben nun unter der deutschen EU-Ratspräsidentschaft starten kann“, fügte Schavan hinzu. „Es ist ein Meilenstein für Europas Wissenschaftler.“

„Wir sind gemeinsam der Überzeugung, dass es angezeigt ist, den Bau des XFEL im Hinblick auf die internationale Konkurrenzsituation so schnell wie möglich zu starten“, erklärten die Partnerländer in einem Kommuniqué, das sie am Dienstag in Hamburg unterzeichneten. Weiter heißt es in dem Papier: „Wir stellen fest, dass der XFEL ein wichtiges Element der weiteren Ausgestaltung des Europäischen Forschungsraums ist und den Wissenschaftlern aus Europa und aus der ganzen Welt herausragende Möglichkeiten zur Erforschung der Materie bieten wird.“

Memorandum of Understanding unterzeichnet

„Mit dem europäischen XFEL stoßen wir eine Entwicklung an, deren wissenschaftliches Potenzial noch gar nicht in vollem Umfang absehbar ist“, so Schavan weiter.

Jetzt beginnt die entscheidende Phase in der Entstehungsgeschichte des Röntgenlasers. Die nächsten Schritte sind nun die Freigabe der Ausschreibungen für die erforderlichen Tiefbauarbeiten und – voraussichtlich noch in diesem Jahr – die Unterzeichnung des verabredeten völkerrechtlichen Übereinkommens, das zur Gründung der XFEL GmbH als Bau- und Betriebsgesellschaft führen soll. Der Start der Inbetriebnahme des XFEL schließlich ist für das Jahr 2013 vorgesehen.

Das Konzept des XFEL wurde vom Deutschen Elektronen-Synchrotron zusammen mit internationalen Partnern entwickelt. Eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) zur Vorbereitungsphase des XFEL wurde von insgesamt 13 Ländern (China, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Polen, Russland, Schweden, Schweiz, Spanien und Ungarn) unterzeichnet.

(Helmholtz-Gemeinschaft/BMBF, 06.06.2007 – DLO)

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