Der Giftgehalt des auch in Deutschland kommerziell angebauten Gen-Mais Mon810 weist unerwartet hohe Schwankungen auf: Dies hat jetzt ein von Greenpeace veröffentlichter Report bestätigt. Die Umweltschutzorganisation hatte über 600 Blattproben der Gen-Mais-Sorte, die ein Insektengift produziert, im Jahr 2006 auf Feldern in Deutschland und Spanien gesammelt und im Labor analysiert.
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Laut Greenpeace zeigten die Pflanzen selbst dann drastische Unterschiede in der Konzentration des Giftes, wenn die Pflanzen nebeneinanderauf einem Acker wuchsen. Außerdem stimmten die von Monsanto angegebenen Werte nicht mit denen tatsächlich produzierten Mengen überein. Nach Ansicht von Greenpeace ist damit die EU-Zulassung in Frage gestellt.
„Zwischen den Pflanzen konnten Schwankungen im Giftgehalt bis zum Hundertfachen gemessen werden. Es zeigt sich wieder einmal, wie unberechenbar diese Technologie in Wahrheit ist, “ sagt Christoph Then, Gentechnikexperte von Greenpeace. Die Ursachen für diese Effekte sind unbekannt. Möglicherweise reagieren die Pflanzen auf Umwelteinflüsse, eventuell ist das eingebaute Gen auch nicht stabil.
„Wir mussten feststellen, dass von Monsanto bisher keine detaillierten Angaben zum Giftgehalt veröffentlicht wurden. Zudem fehlen Untersuchungen zur Reaktion der Pflanzen auf Umwelteinflüsse,“ so Then. „Der Anbau der Pflanzen sollte unterbunden werden.“
Einheitliche Messmethoden zur Überwachung der Pflanzen gefordert
Greenpeace hatte den Report bereits am Donnerstag vorab Abgeordneten des Bundestages und Wissenschaftlern präsentiert. Dabei wurde deutlich, dass dringend einheitliche Messmethoden zur Überwachung der Pflanzen definiert werden müssen und dass die bisherigen Angaben des Herstellers nicht ausreichen, um die Produktqualität und Sicherheit der Gen-Saaten zu beurteilen.
Die Gen-Mais-Pflanze enthält das Toxin Bt, dass Maiszünsler – eine Insektenart – abtötet. Bisher gibt es nur eine weitere umfassende Messung des Bt-Gehaltes von Pflanzen in Deutschland, die im April 2007 veröffentlicht wurde. Dabei stellten Wissenschaftler aus Rheinland-Pfalz auf Äckern in Bonn und Halle ähnlich wie Greenpeace hohe Schwankungen und von Monsantos Angaben abweichende Werte fest.
Dabei liegt der durchschnittliche Giftgehalt deutlich unter dem Wert, der von Monsanto im Rahmen der Zulassung angegeben wurde. Auffällig ist zudem, dass statistisch signifikante Unterschiede auch zwischen den verschiedenen Standorten festgestellt wurden. Bedeutung und Ursache dieser Befunde sind strittig.
Neue Risiken für die Umwelt?
Als unverantwortlich bewertet Greenpeace die Ankündigung von Bundesminister Seehofer und des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) den kommerziellen Anbau der Gen-Saaten im Jahr 2007 nicht zu verbieten. Und das, obwohl laut BVL neue Risiken für die Umwelt bekannt geworden sind.
„Seehofer macht die Gen-Rolle rückwärts. Er kündigt kurz nach der Aussaat neue Maßnahmen an und lässt gleichzeitig mitteilen, dass diese für den Anbau 2007 aber nicht gelten sollen. Im Ministerium regiert wohl auch Monsanto mit“, so Then. Greenpeace fordert einen Anbau- und Vermarktungsstopp für Gen-Mais, sowie eine Offenlegung aller Daten der Firma Monsanto bezüglich des Giftgehaltes der Maispflanzen.
(Greenpeace, 14.05.2007 – DLO)